Unterwegs im Outback, Teil 1 – Von Adelaide bis Alice Springs

Es ist noch dunkel, als wir in Adelaide in den Kleinbus einsteigen. Genauer gesagt fünf Uhr an einem Sonntag Morgen im Hochsommer. Aus den Clubs und Kneipen in Adelaides Zentrum stolpern die letzten betrunkenen Aussies und aufgetakelten australischen Mädchen. Unser Fahrer und Guide Steven gibt sich Mühe, besonders ‘cheerful’ zu wirken, während er einen Energy Drink nach dem anderen reinhaut (er erzählt uns natürlich gleich, dass er nur zwei Stunden geschlafen hat, weil er am Vorabend beim „Schutzenfest“ in Adelaide versumpft ist).

Meine beiden britischen Tourgefährten Lizzie und Ollie und ich werfen uns einen besorgten Blick zu. Ob er es wohl schaffen wird, auf der eintönigen Fahrt ins Nirgendwo wach zu bleiben? Über 850 km liegen heute vor uns. Ziel: Die Opalminenstadt Coober Pedy. Mitten im Nichts.

Ich schlage gleich mal einen Kaffeestop vor, da ich es natürlich um die Uhrzeit auch mal wieder nicht geschafft habe zu frühstücken. Findet Steven auch super. Da wir nur eine kleine Truppe sind, hat jeder von uns eine ganze Doppelreihe im Kleinbus für sich und wir können uns gemütlich ausbreiten und schlafen (was Steven natürlich total gemein findet).

Wir sind on the road! Die Landschaft wird immer trockener und buschartiger. Beige und Brauntöne. Die ersten drei Stunden zieht Farmland an uns vorbei, wir sehen Schafe und Rinder. Nach Port Augusta biegen wir auf den Stuart Highway. 3000 km lang zieht er sich einmal durch das Outback, vom Süden bis nach Darwin im Norden. Eine der ‘großen’ Roadtrip-Routen. Ich freu mich! Und dann schlaf ich ein.

Hier im Outback gibt es keine Ortschaften mehr, nur noch einsam verstreute und riesige „Cattle Stations“ und Roadhouses – eine Art Raststätte und Versorgungspunkt mit Tanke und Pub. Irgendwie erinnert mich das alles an Roadtrips im Südwesten der USA. Depri und gottverlassen, man möchte hier keinesfalls wohnen, aber zum Durchreisen total faszinierend. Beim Vorbeiziehen der Buschlandschaft kann ich meine Gedanken prima schweifen lassen. Steven gibt den iPod-Anschluss frei und wir legen abwechselnd Musik auf. Unser Känguru-Maskottchen “Roo-Ted” wippt mit.

Am Spätnachmittag fängt der Karren auf einmal an zu rumpeln. Einen der Hinterreifen hat es verrissen, zum Glück nur 25 km vor Coober Pedy, der einzigen „Stadt“ auf dem weiten Weg nach Alice Springs. Hier draußen gibt es nämlich keinen Handyempfang und keinen ADAC. Dafür in Coober Pedy zum Glück eine Reifenwerkstatt (die natürlich am Sonntag, geschlossen hat). Im Schneckentempo fahren wir weiter und sind erleichtert, nicht auf dem glühend heißen Highway bei 50 Grad das Reserverad wechseln zu müssen.

Das erste, was man von Coober Pedy sieht, sind reihenweise Erdhaufen. Die stammen von Testgrabungen nach Opalen, der Grund, warum hier ursprünglich überhaupt jemand hingezogen ist. Glücklicherweise wird man bereits am Ortseingang gewarnt, ja nicht rückwärts zu gehen (man könnte sonst in einige sehr tiefe Rabbit Holes fallen ;-)).

Coober Pedy ist definitiv einer der seltsamsten Orte, an dem ich je war! Eine Minenstadt mitten in der Wüste. Erbarmungslose Hitze und Wind. Staubstürme. Keine Vegetation. Ungefähr die Hälfte aller Menschen ziehen es daher vor, wie die ersten Opalsucher einfach unter der Erde zu wohnen, in sogenannten „Dugouts“, von denen man oft nur die Lüftungsschächte sieht.

Eigentlich praktisch: Wer ein neues Regal oder ein neues Zimmer braucht, bohrt sich einfach eins!

Geht gut: unterirdisch wohnen in Coober Pedy

Auch wir werden heute in der Erde übernachten – in einem in den Fels gebauten Bunkhouse bei angenehm konstanten 24 Grad! Nach der Ankunft gehen wir trotz 43 Grad und brennender Spätnachmittagssonne erst mal auf Entdeckungstour. Der Ort ist wie ausgestorben. Außer ein paar Aborigines, die einfach so auf den Gehwegen sitzen, sehen wir keine Menschenseele. Es gibt ein unterirdisches Café, in den Fels gefräste Kirchen sowie diverse unterirdische Opal- und Souvenirshops.

Ganz schön was los in Downtown Coober Pedy

Es gibt sogar einen Golfplatz – auf dem aber wegen der Hitze nur nachts gespielt wird – mit leuchtenden Bällen! Überall stehen verrostete alte Minengefährte und andere Gerätschaften – wie auf einem großen Schrottplatz. Wie in einem Endzeitfilm! Wie auf einem anderen Stern! (Pitch Black und Mad Max III wurden übrigens hier gedreht, wie ich später erfahre).

Schrottplatz, Wüstenplanet, Endzeit-Feeling

Wir besuchen eine alte Opalmine mit Museum (natürlich alles unterirdisch) und danach eine kleine Kängurustation, wo verletzte Tiere im Hinterhof einer Gallerie aufgepäppelt werden. Ich füttere das erste Mal Kängurus und will sofort eins haben. So statt Hund!?

Definitv cooler als Schoßhündchen: Baby Känguru!

Abends gehen wir ins wohl einzig annehmbare Restaurant John’s Pizza und essen Emu-Pizza (schmeckt würzig und nach Wild – lecker!). Später trinken wir mit Steven australisches Dosenbier und die Taiwanesinnen sorgen unfreiwillig für Komik, als sie immer wieder kreischend vor den aus der Dusche geschlüpften Kakerlaken flüchten und sie erfolglos versuchen zu töten. Ich für meinen Teil bin nur froh, dass es a) keine Moskitos hat und b) nichts Schlimmeres durch unser unterirdisches Heim kreucht und fleucht. Spinnen, Skorpione und Schlangen und so.

Am nächsten Morgen hängen wir noch ein Weilchen in Coober fest, zum Glück kann unser Rad repariert werden. Und wir sind wieder on the road! Und endlich wird die Erde rot und das Outback sieht so aus wie man es sich vorstellt. Wir sehen Adler und Emus, kauzige Outbackbewohner in Roadhouses und nur vereinzelt andere Reisende.

Gegen Abend kommen flache Bergketten in Sicht. An ihrem Fuß: Alice Springs, eine ehemalige Telegrafenstation ziemlich genau in der Mitte Australiens. Mit 22.000 Einwohnern die einzig größere Stadt im Red Centre. Wir haben es geschafft!

Es ist natürlich mal wieder viel zu heiß, der Pool im Hostel verdächtig grün und wir nach einem Drink mit Steven schon ordentlich beschwipst. Morgen früh um fünf heißt es wieder raus aus den Federn und auf Trekking- und Campingtour in Richtung Uluru (Ayers Rock) – von Alice Springs sind das ja schließlich ‘nur’ noch 450 km. 😉 Mehr darüber im zweiten Teil!

Wart Ihr schon mal im Outback unterwegs? Wo? Wie hat es Euch gefallen?

 

 

 

 

Share

12 Kommentare

  • Jana sagt:

    Ich war letztes Jahr in Australien und wollte eigentlich auch ins Outback. Alle Australier haben mir aber davon abgeraten im Januar ins Outback zu gehen und mir etwas von Temperaturen von über 50°C erzählt… Aus dem Grund habe ich mich dann für einen Trip nach Tasmanien entschieden… war auch toll!

    Aber ich werde auf jeden Fall wiederkommen um den Westen, Norden und die Mitte Australiens zu besuchen!!! Da führt kein Weg dran vorbei… 🙂

    Viel Spaß weiterhin bei deinem Trip!!! Ich beneide dich total! Ich vermisse Australien wahnsinnig!!!

    • Susi sagt:

      Danke! Ich wurde auch vor der Hitze gewarnt und muss sagen, es war mir wirklich viel zu heiß!! Wollte eigentlich Australien von Süden nach Norden komplett durchqueren und habe die Etappe um Darwin dann kurzfristig sein lassen. Davon abgesehen hat es mir im Outback fast am Besten gefallen und ich vermisse es auch schon jetzt! Muss unbedingt nochmal wiederkommen und eine Wildnis-Tour machen, z.B. in die MacDonnell Ranges und hoch bis Darwin natürlich (aber zu ner anderen Jahreszeit! ;-)) Immerhin war im Red Centre jetzt Nebensaison und weniger Touristen 😉

  • Nicole sagt:

    Wahnsinn! Coober Pedy.. Einderseits hört sich das mega spannend an, anderseits kann ich mir nicht vorstellen, wie die Leute da dauerhaft leben können. Hut ab 🙂 udn mit der Emu Pizza hab ich dann wohl schon wieder was auf meiner “das muss -ich-auch-mal-probieren” Liste!!! 😉

    • Susi sagt:

      Danke Nicole! Obwohl der Ort faszinierend ist, könnte ich mir auch niemals vorstellen, da zu leben. (Wahrscheinlich ist er deshalb so faszinierend ;-))

  • Christina sagt:

    Oh wow. Ich finde das total faszinierend wie anders und fremdartig dieser Ort wohl auf Mitteleuropäer wirken muss. Ausgestorbene Städte und Häuser im Boden. 😀 Ich hoffe du hast ein paar Opale mitgenommen. 😉

    Liebe Grüße aus dem schneebedeckten (!!) Österreich
    Christina

    • Susi sagt:

      Hi Christina, ich hab leider keine Opale mitgenommen. Zum einen, weil das “Noodling” (so nennt sich das Durchschürfen der Abraumhaufen ;-)) nicht geklappt hat und zum anderen, weil ich dort festgestellt habe, dass mir Opale gar nicht gefallen 😉 Aus einer Opal-Karriere in Coober wird für mich also nichts!

  • Astrid sagt:

    Hey ich bin grad durch zufall auf deinen blog gestoßen bin seit einer woche hier in adelaide und meine uni beginnt anfang august – bin am überlegen ob ich noch einen trip ins outback machen sollte vorher – wie geht man das an und wieviel zeit und geld sollte man einplanen? Wär so dankbar über tipps!!! 🙂 alles liebe

    • Susi sagt:

      Hallo Astrid,
      da ich alleine gereist bin, hab ich mich in Adelaide einer mehrtägigen Tour angeschlossen, die mich bis Alice Springs geführt hat und von dort zu Uluru, Kata Tjuta und King’s Canyon – quasi das Standardprogramm mit Wanderungen und Übernachten unter freiem Himmel und so. Gebucht habe ich die Tour über ein Hostel, es gibt aber auch Tour Offices für Backpacker in Adelaide, da könntest du dich mal informieren. Das Ganze hat ca. 3-4 Tage gedauert und die Tour endete dann in Alice Springs.
      Von dort kannst bestimmt mit einer weiteren Tour weiter nach Norden (oder gleich eine längere Tour ins Outback buchen). Das Ganze geht natürlich auch auf eigene Faust mit einem Auto (auch sehr cool!), da solltest du aber nicht allein fahren! Und immer genügend Wasser dabeihaben (ich hab im Hochsommer damals 7 L am Tag getrunken). Und die Distanzen checken und bei jeder Gelegenheit tanken (man fährt wirklich viele Stunden lang geradeaus und es gibt nciht viele Tankstellen). Ich kann das Outback jedenfalls nur empfehlen! LG

Schreibe einen Kommentar zu Susi Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert