Du würdest gerne mal wieder aus deinem Alltag ausbrechen und etwas Anderes, Aufregendes erleben, doch verreisen ist gerade keine Option? Du hast nur wenig Geld, wenig Zeit oder keinen Urlaub? Kein Problem!
Denn wenn ich eines mittlerweile weiß, dann das: Wenn man immer auf all diese Dinge wartet, wird das sowieso nie was mit den Reisen und den Abenteuern. Wir müssen vielmehr unsere innere Einstellung ändern. Denn “Adventure is a state of mind”, wie man so schön sagt – Abenteuer passieren innen drin.
Und hier wird es spannend. Denn um Abenteuer zu erleben, müssen wir gar nicht weit reisen, die gibt es nämlich direkt vor unserer eigenen Haustür! Wir müssen einfach nur rausgehen und machen. Das Stichwort ist „Mikroabenteuer”.
- “Was ist eigentlich Abenteuer?” In diesem Artikel erkläre ich es dir.
Mikroabenteuer liegen total im Trend und sind kleine Miniabenteuer vor der eigenen Haustür, die du einfach am Wochenende und sogar nach Feierabend erleben kannst.
Kleine, simple Fluchten aus dem Alltag, die dich deine Routine durchbrechen lassen, für die du nicht weit reisen musst und die nicht viel kosten.
Es geht darum, etwas Neues zu wagen, das man noch nie gemacht hat – und was diese Erfahrung mit einem macht.
Bekannt gemacht hat das Konzept des “microadventures” der Brite Alastair Humphreys, der in seinem gleichnamigen Buch von 2014 und in seinem Blog von seinen eigenen Mikroabenteuern berichtet. Mittlerweile ist das ganze fast schon zu einem Lifestyle und zu einer regelrechten Bewegung geworden.
Auch ich plane in diesem Jahr das ein oder andere Mikroabenteuer und möchte euch dazu inspirieren, mitzumachen und für ein paar Stunden, eine Nacht oder ein Wochenende aus dem Alltag auszubrechen – jawohl, hier in Deutschland, direkt vor unserer Haustür. Lasst uns gemeinsam die Couch-Komfortzone verlassen! Hierfür möchte ich euch ein paar leicht umsetzbare Ideen an die Hand geben.
Glaubt mir: Man geht danach mit einem ganz anderen, neuen Gefühl wieder an den Alltag heran, wenn man zwischendurch so ein kleines Abenteuer erlebt hat. Probiert es aus!
Ideen für Mikroabenteuer vor der eigenen Haustür
Picknick in allen Lebenslagen
Ob in der Mittagspause, nach Feierabend oder am Wochenende: Schnapp dir etwas zu essen und zu trinken und verlege deine Mahlzeiten einfach mal nach draußen! Ich selbst bin ein großer Fan von Picknick in allen Lebenslagen und weiß: Es muss nicht immer der schöne Picknickkorb sein und größere Vorbereitung erfordern (auch wenn ein etwas aufwendigeres Picknick auch mal Spaß macht und sehr zu empfehlen ist). Auch die Brotdose, ein Getränk und der eigene Garten oder Park um die Ecke sind eine schöne Abwechslung. Am schönsten ist ein Plätzchen in der Natur!
Picknick in allen Lebenslagen: After Work-Picknick in den Weinbergen in Schorndorf
Draußen schlafen
Draußen übernachten gilt als das Mikroabenteuer par excellence. Ob mit oder ohne Zelt – viele, auch ich, machen das auf Reisen in andere Länder ja schon mal ganz gerne, wie hier in der Wüste Namibias oder in der Wildnis in Kanada. Doch habt ihr es auch schon mal direkt vor eurer eigenen Haustür probiert? (Ich erinnere mich noch daran, wie ich als Kind im Garten meiner Eltern zeltete und es mega abenteuerlich fand.)
Nun muss nicht gleich jede*r nach Feierabend mit einem Schlafsack bewaffnet in den nächsten Wald ziehen, wie es ein Hardcore-Mikroabenteurer wie Alastair Humphreys machen würde. Warum aber nicht mal eine Nacht auf dem Balkon unterm Sternenlicht schlafen oder in einem Garten campieren? Zumindest kann man sich so ganz gut herantasten an die ‘wilde’ Natur.
Leider ist irgendwo draußen in der Natur schlafen in Deutschland ja nicht so einfach, da Wildcampen verboten ist. Zum Glück entstehen immer mehr Trekkingcamps und Wasserwander-Plätze, an denen man legal draußen schlafen kann. Vielleicht trau ich mich das dieses Jahr ja auch mal…? Update: Ich hab mich getraut und eine Nacht im Trekkingcamp übernachtet – hier geht’s zu meinem Erfahrungsbericht!
Ungewöhnlich übernachten
Auch wenn viele sagen, dass draußen schlafen ohne Zelt das einzig wahre kleine Abenteuer des Alltags sei: Auch ungewöhnlich übernachten ist meiner Meinung nach ein schönes Mikroabenteuer. Ob Schäferwagen, Baumhaus, Jurte, Weinfass, Tiny House oder Baumzelt – Möglichkeiten gibt es mittlerweile in fast jeder Region in Deutschland, man muss z.T. nur sehr weit im Voraus buchen. Recherchiere einfach mal in deiner näheren Umgebung!
Ungewöhnlich übernachten im Schäferwagen auf der Ostalb und im Schwarzwaldcamp
Geocaching ausprobieren
Geh nach Feierabend auf Schatzsuche! Über 360.000 Geocaches sind in ganz Deutschland versteckt und warten nur darauf, gehoben zu werden – an den verschiedensten Orten in der Natur, aber auch mitten in der Stadt. Wie bei einer Schnitzeljagd geht es darum, einen versteckten Gegenstand zu finden, der meist in einer Dose mit einem Logbuch verstaut ist. Alles, was du brauchst, ist ein GPS-fähiges Smartphone oder GPS-Gerät und die Koordinaten der Caches, die du in einer der Geocaching-Datenbanken wie Opencache findest. Auch dabei kannst du direkt vor deiner Haustür loslegen und checken, welche Caches sich hier verbergen. Geocaching eignet sich übrigens auch für einen spannenden Ausflug mit Kindern.
Eine Nachtwanderung machen
Diesen Winter habe ich seit Ewigkeiten wieder mal eine Fackelwanderung im Dunkeln gemacht – einfach vom Ortsrand meiner Eltern über die Felder bzw. an der Heide entlang zum Wald und zurück. Schön! Eine Nachtwanderung ist ein Mikroabenteuer, das sich relativ leicht umsetzen lässt – das Besondere ist die Dunkelheit. Besonders abenteuerlich wird es im Wald! (Stirnlampen und GPS-fähiges Gerät nicht vergessen). Was ich auch gerne mal ausprobieren würde, ist so genanntes Nachtcaching, also Geocaching bei Nacht.
Den Sonnenaufgang anschauen
Wann hast du zuletzt draußen in der Natur den Sonnenaufgang beobachtet? Vielleicht im Urlaub oder morgens vor der Arbeit aus dem Auto oder deinem Badfenster, doch das meine ich nicht. Check den Wetterbericht, schwing dich in aller Herrgottsfrühe aus den Federn und dann such dir ein schönes Plätzchen mitten in der Natur, wo du ganz alleine sein und den Moment genießen kannst. Danach wirst du mit einem ganz anderen Gefühl zur Arbeit gehen, wetten? Für mich als Nachteule, die morgens nicht zu gebrauchen ist, ist dieses Mikroabenteuer übrigens eine besondere Herausforderung. Doch ab und zu schaffe ich es sogar – und habe es noch kein Mal bereut.
Ein wunderschöner Moment: Sonnenaufgang alleine am See bei Leipzig
Zugfahrt ins Ungewisse
Nimm den Zug in eine Richtung und steige spontan einfach da aus, wo es sich interessant anhört, und erkunde den Ort zu Fuß. Wer mag, kann auch das Fahrrad mitnehmen. Alternativ wählst du einen Regionalzug und steigst einfach bei der Endstation aus (idealerweise ein Ort, an dem du noch nie warst), und schaust, was du vor Ort alles entdecken und erleben kannst. Ich wette, es gibt im Umkreis von einer Stunde Zugfahrt um deinen Wohnort so einiges, was du noch nicht kennst und was dich überraschen könnte!
Waldbaden
Waldbaden ist ja momentan in aller Munde, dabei verbirgt sich hinter dem Trend nicht anderes als das, was viele schon lange und gerne machen: Im Wald spazierengehen und ihn ganz bewusst und mit allen Sinnen wahrnehmen. Dem Waldbaden werden jedenfalls positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt, was mit dem erhöhten Sauerstoffgehalt der Luft und besonderen Stoffen, die manche Bäume absondern, zusammenhängt. Darüber hinaus macht Waldbaden vor allem eins: Es reduziert körperliche Stresssymptome, macht uns ruhiger und entspannter. Also einfach los und mal ganz tief und bewusst einatmen, einfach mal ein paar Bäume umarmen, alles riechen, fühlen und dem leisen Rascheln des Waldes zuhören.
Schreiben im Wald
Hier sind wir bei einer Idee, die mir sehr gut gefällt und die ich gerne mal ausprobieren würde: Schreiben im Wald. Vielleicht mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, ein Notizbuch in der Hand und einfach mal alles rausschreiben, Gedanken, Tagebuch, Ideen… oder einen handgeschriebenen Brief. Und dabei nur umgeben sein von der besonderen Atmosphäre des Waldes. (Theoretisch müsste das sogar mit einem Laptop gehen… hm…jetzt komme ich auf Ideen…) Auch Meditieren mitten im Wald stelle ich mir total gut vor – muss ich unbedingt mal testen.
Erkunden nach Thema
Nimm dir ein Thema vor, zum Beispiel der höchste Berg oder die höchste Erhebung der Region. Und dann los! Durchquere ganz gezielt eine Schlucht oder ein Tal, wandere/radle immer an einem Fluss entlang oder klappere systematisch die schönsten Aussichtspunkte in deiner Umgebung ab.
Eine Stadtführung in der eigenen Stadt
Die Orte, an denen man wohnt, erkundet man ja bekanntlich nie so, wie man es auf Reisen mit fremden Orten tut. Dabei wäre das doch mal eine schöne Challenge, oder etwa nicht? Eine einfache Möglichkeit ist eine Stadtführung in der eigenen Stadt. Ich habe das bereits getestet. Als ich z.B. noch in Berlin wohnte, habe ich eine Streetart-Tour und eine Bunker-Tour gemacht und in Stuttgart eine “Stäffeles-Tour” und eine Food Tour – praktischerweise durch das Stadtviertel, in das ich dann auch gezogen bin. Mein Tipp: Schau dich nach thematisch interessanten Touren und “Nischen”-Touren um – in deiner eigenen Stadt.
Höhlentour
Erkunde eine oder mehrere Höhlen bei dir in der Gegend. Kombiniere das Ganze mit einer schönen Wanderung. Setze dich mit einem Picknick in den Eingang der Höhle und lass die besondere Atmosphäre des Ortes auf dich wirken. Stell dir vor, welche Tiere oder Menschen in dieser Höhle einst vielleicht gelebt haben. Nimm eine Taschenlampe oder Stirnlampe mit und schau dich im Inneren der Höhle um. (Aber sei vorsichtig und mach das lieber nicht bei Wasserhöhlen).
In der Falkensteiner Höhle auf der Schwäbischen Alb
Verlassene Orte
Ein spannendes Thema für ein Mikroabenteuer finde ich verlassene Orte, so genannte “Lost Places”. Verlassene Gebäude, Ruinen im Wald oder die Überreste von Bunkeranlagen – in Deutschland gibt es diesbezüglich einiges Geheimnisvolles zu entdecken. In entsprechenden Onlineforen und -gruppen finden sich Hinweise. Allerdings muss ich bei dem Thema auch gleich dazusagen, dass das Erkunden verlassener Gebäude nicht nur gefährlich ist (Einsturzgefahr etc.), sondern meist auch unerlaubtes Eindringen darstellt. Es gibt aber auch frei zugängliche Orte. wie dieses verlassene Hotel im Schwarzwald. Ich bin zum Beispiel aber auch schon beim Wandern im Wald auf alte, verlassene Bunker gestoßen, einfach so.
Ein Hausboot mieten
Ein Sonnenuntergang auf dem Wasser erleben, mit dem eigenen Boot an schöne Orte schippern, ein erfrischendes Bad nehmen, wann man will und ganz früh morgens auf dem Boot wieder aufwachen, wenn der Nebel noch über dem See hängt – wäre das nicht cool? In vielen Gegenden kann man Hausboote mieten, die sich auch ohne speziellen Führerschein steuern lassen, und damit Fluss- und Seenlandschaften erkunden. Ich habe das in Berlin schon getestet, allerdings nur tagsüber bis zum Sonnenuntergang. Eine Nacht auf dem Wasser und vor allem das Aufwachen morgens zum Sonnenaufgang wäre dann das nächste Mikroabenteuer, das noch auf meiner Liste steht.
Floß-Abenteuer vor den Toren Berlins <3
Wandern in der eigenen Stadt
Deutschland ist ein Land, in dem es wirklich überall Wanderwege gibt – sogar in Städten! Eine schöne Challenge, die man einfach und ohne große Anreise umsetzen kann, ist eine Wanderung in der eigenen Stadt. Wetten, dass es bei euch auch Routen gibt? Das Schöne: Dabei lernt man die eigene Stadt nochmal ganz anders kennen und entdeckt Ecken, die man vorher noch nicht kannte – und es ist ein Mikroabenteuer, das man auch gut mal nach Feierabend angehen kann. Wanderschuhe geschnürt und los!
So. Und wenn du das alles schon mal gemacht hast? Dann probier doch mal folgendes:
- Mach es nochmal, aber zu unterschiedlichen Jahreszeiten
- Unternimm ein Mikroabenteuer ganz bewusst alleine
- Begleite ein Kind bei seinen ersten Mikroabenteuern
- Tu etwas, das dich besondere Überwindung kostet.
Probiere es einfach aus!
Ich wünsche dir ganz viel Spaß dabei.
Weiterlesen:
- Was ist eigentlich Abenteuer? In diesem Artikel erkläre ich es dir.
- Du interessierst dich für etwas größere (Reise)abenteuer? Dann schau dich in meiner Abenteuer-Kategorie um.
- Du suchst Inspiration für größere Abenteuer? Hier findest du meine Reiseberichte für Grönland, Antarktis, Patagonien, Pamir Highway.
- Die ersten Tage alleine auf dem Pacific Crest Trail
- Eine Nacht im Trekkingcamp – meine Erfahrungen
Kann zu dem Thema Mikroabenteuer wärmlichst den Podcast FreiRaus empfehlen.
So viele tolle Erlebnisse und Inspirationen….
Danke für den Tipp!
Mein persönliches Mikroabenteuer:
mit der Piaggio Ciao mit 28kmh Durchschnittsgeschwindigkeit 190 km bei -10°C im Februar nach Koblenz und zurück von Köln aus. Mein Gott was hat der Hintern gebrannt!
Hahaha, und omg! Das klingt ja swirklich SEHR abenteuerlich! Eine sehr schöne Idee (aber vielleicht nicht bei den Temperaturen… ;-)).