Auf den Straßen von Namibia

Wer mich fragt, was mir in Namibia besonders gut gefallen hat, dem werde ich (unter anderem) antworten: die Straßen. Durch endlose Weiten führen sie bis zum Horizont und darüber hinaus. Wer auf Namibias Straßen fährt, verliert sich scheinbar im Nirgendwo. Und das ist gut so.

In der Gegend rund um die südliche Namib-Wüste westlich von Windhoek besteht dieses Nirgendwo meist aus Wüste – Sand, Geröll, trockenes Gebüsch, Felsen, steinig-sandige Berge. Dazu muss man wissen, dass Namibia zweieinhalb Mal so groß ist wie Deutschland, aber nur zwei Millionen Einwohner hat – die meisten davon im Norden und nur 7% im Süden. Nur die wenigsten Straßen sind geteert oder in irgendeiner Form befestigt. Meist handelt es sich um Schotterpisten, manchmal um sandige “Pads”. Es gibt keinen Empfang, kein Radiosignal. Man hat immer mindestens zwei Ersatzreifen dabei und fährt am Besten gleich im Allradfahrzeug. Es mag fast unglaublich klingen für den kontinentaleuropäischen Großstadtbewohner, aber: Es gibt keinen Verkehr. Man sieht mehr Antilopen als Autos und manchmal kommt einem stundenlang kein anderes Fahrzeug entgegen.

Zunächst führte diese scheinbare Monotonie und Eintönigkeit der Landschaft sowie die Einsamkeit und radikale Abwesenheit von Menschen zu einer Mischung aus Entsetzen (Hilfe, hier ist… NICHTS!!!) und Verwirrung (Wo sind wir eigentlich? … Das soll eine Straße sein??).

Doch dann machte es etwas mit mir, das ich auch schon bei Roadtrips in den USA erlebt hatte: Wie ein unruhiger See, dessen Wasseroberfläche auf einmal ganz ruhig und glatt wird, wurde es in meinem Kopf auf einmal still, und das, obwohl dort normalerweise tausend Sachen gleichzeitig aufploppen, geregelt, durchdacht und gemerkt werden wollen. Ich stelle fest: Die Weite und Eintönigkeit der Wüste und lange Fahrten darin machen mich innerlich ruhig und meinen Kopf frei. Nach einer Weile merkt man außerdem: Es ist auch gar nicht so eintönig. Man bemerkt auf einmal kleine Veränderungen in der Landschaft wie neue Berge, Felsen, Ebenen, Farben, einen Baum, Tiere in der Ferne. Man fühlt sich leichter, freier. Es hat etwas Abenteuerliches, dieser Roadtrip in Namibia, und er macht Spaß. Doch seht selbst:

Die zu bestaunenden wilden Tiere werden auf Namibias Straßen gerne im Vorfeld auf Schildern angekündigt (mehr hierzu lest ihr im Weltenbummlermag!). Die Wahrscheinlichkeit der Sichtung: hoch!

Gern rennt / hüpft auch mal was über die Straße wie dieser Vogel Strauß…

…oder diese lustigen Springböcke:

Kurven sind selten und werden auch gerne mal im Vorfeld angekündigt:

Zünftige Schotterpisten erfordern das richtige Gefährt für den Roadtrip. Ein ganz normaler Mietwagen in Namibia sieht daher so aus – mit mehreren Ersatzreifen und Allradantrieb:

…denn auch das ist eine Straße…

…und das:

Ab und zu Zeichen von Zivilisation:

Eine Baustelle irgendwo in Namibia: rechts die alte Straße, links die neue!

Namibias Straßen führen einen auch in sehr südliche Gefilde – hier über den Wendekreis des Steinbocks auf 23°26′16″ südlicher Breite.

Falls ihr euch wundert, weshalb das Schild auf der linken Seite ist: In Namibia herrscht Linksverkehr. Aber oft nimmt man das auf solch einsamen Strecken auch nicht so genau. Zumindest den Oryx-Antilopen, die in Namibia sehr häufig anzutreffen sind (und im übrigen auch sehr lecker schmecken!), ist das eher egal.

Fazit: Sie werden mich wiedersehen, die Straßen von Namibia.

Meine Reise nach Namibia wurde vom Namibia Tourism Board unterstützt sowie von Air Namibia und Hauser Exkursionen. Alle Ansichten sind meine eigenen. Mehr Informationen zu Namibia und ein kostenloses Infopaket bekommt ihr unter www.namibia-tourism.com.

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8 Kommentare

  • Katharina sagt:

    Danke liebe Susi für den schönen Beitrag! Du bist immer wieder willkommen im Land der Weite! 🙂 Das Lesen macht wirklich Fernweh…

  • zeilentiger sagt:

    Ein sehr schöner Text! Und um dieses Gefühl der Leere und Gelassenheit in dir beneide ich dich. Ich habe es diesen Herbst nicht einmal ein zweites Mal in die Alpen geschafft. Geschweige denn in eine Wüste. 😉

    • Susi sagt:

      Danke! Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl auch noch öfter haben kann, um nicht jedes Mal in eine Wüste fahren zu müssen 😉 Ich hoffe, Du findest es auch!

  • Daniela sagt:

    Wow die Fotos zeigen soviel Weite, Weite von Afrika und pures Abenteuer. Klasse und Begeisterung!
    LG sendet Dani

  • Kuno sagt:

    Hallo 🙂 Ich würde gerne in näherer Zukunft nach Namibia und/oder Botswana reisen (als Backpacker) und habe mich gefragt, was für Kosten auf mich zukommen. Kannst du bzgl. Übernachtungen, Essen, Transport etc. etwas sagen? Ich würde einfache Unterkünfte bevorzugen und mich größtenteils selbst versorgen. Vielen Dank schon einmal im Voraus und dafür, dass du mich mit deinen Artikeln so sehr inspiriert hast! Wirklich toll!
    Liebe Grüße 🙂

    • Susi sagt:

      Hi, beide Länder sind leider verhältnismäßig teuer, es gab in Namibia aber auch schöne Lodges zum Übernachten für 75-100 USD die Nacht, und man kann an vielen orten gut campen (Dachzelt!). Bzgl. Botswana empfehle ich, dass du dich an Katrin von viel-unterwegs.de wendest, die reist bald nach Botswana und kennt sich da aus!

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