Eine Nacht im Trekkingcamp auf der Schwäbischen Alb – mein Erfahrungsbericht

Würdet ihr euch trauen, eine Nacht allein im Zelt im Wald zu übernachten? Abseits der Zivilisation und der Wege, nur umgeben von Natur und Stille. Am frühen Morgen mit einem dampfenden Kaffee am Zelt sitzen und erleben, wie die Sonne aufgeht und die Natur rings um dich herum langsam erwacht…

Klingt spannend? Fand ich auch!

Eine Nacht im Trekkingcamp ist das perfekte Mikroabenteuer. Es eignet sich perfekt, um für eine kurze Zeit aus dem Alltag auszubrechen, die eigene Komfortzone zu verlassen und in der Ruhe der Natur zu entschleunigen.

Ich wollte schon länger mal im Trekkingcamp übernachten und habe es auf der Schwäbischen Alb im Naturpark Obere Donau getestet. Wie das war und wie gruselig es nachts alleine im Wald wirklich wurde – von meinen Erfahrungen berichte ich hier!

Trekkingcamps: Wie funktioniert es und wie findet man sie?

Legal wild zelten in Deutschland? Das geht in den Trekkingcamps. Die Camps sind eine tolle Alternative zum Wildcampen, das in Deutschland ja leider verboten ist. Zudem sind Trekkingcamps eine Möglichkeit, eine mehrtägige Wanderung mit Zelt zu machen und abgeschieden mitten in der Natur zu schlafen. Mehr (legales) Wildzelten-Feeling geht hierzulande vermutlich nicht!

  • Ein Trekkingcamp ist ein Stellplatz für bis zu drei Zelte. Ein Platz für ein Zelt kostet in der Regel 15,- Euro für eine Nacht und muss vorher online gebucht werden.
  • Die Camps liegen versteckt in der Natur abseits der Wege und man erreicht sie nur zu Fuß. Die genauen Koordinaten bekommt man erst nach der Buchung! Das fühlt sich nicht nur viel ‘wilder’ an, durch kommt auch niemand einfach so vorbei (ich habe mich dadurch auch sicherer gefühlt).
  • Manche Camps bieten eine Feuerstelle, eine Sitzgelegenheit oder eine Plattform fürs Zelt. Mein Camp hatte neben einem Picknicktisch und einer Feuerstelle sogar noch eine Trockentoilette.
  • Eine Wasserquelle gibt es meist nicht, d. h. ihr müsst darauf achten, genügend Wasser mitzubringen. (Ich hatte 4,5 Liter im Rucksack, uff!).
Feuerstelle in meinem Trekkingcamp im Naturpark Obere Donau

Trekkingcamps auf der Schwäbischen Alb

Da die Nachfrage steigt, gibt es Trekkingcamps an immer mehr Orten in Deutschland. Die meisten haben schon von den Camps im Schwarzwald gehört, doch wusstet ihr, dass es auch auf der Schwäbischen Alb Trekkingcamps gibt?

Im Naturpark Obere Donau bei Sigmaringen gibt es insgesamt fünf Trekkingcamps, die alle an Premium-Rundwanderwege angebunden sind. Das ist richtig praktisch für Einsteigerinnen wie mich: Man folgt einfach dem Wanderweg und biegt unterwegs zu seinem Trekkingcamp ab, den Camp-Koordinaten folgend. Am nächsten Morgen geht man zurück auf den Weg und wandert den Rest der Tour zurück zum Ausgangspunkt.

Blick vom Teufelslochfelsen, Naturpark Obere Donau

Los geht’s! Auf ins (Mikro)Abenteuer

Ich habe mich für das Camp “Fürstliche Höhen” in der Nähe von Sigmaringen entschieden, das Anschluss an den 13 km langen Premiumwanderweg “Wilde Täler – fürstliche Höhen” hat. Da es richtig heiß ist, beschließe ich, auf dem kürzeren Stück der Rundwanderung direkt zum Trekkingcamp zu gehen und mir den längeren Teil der Tour für den nächsten Morgen aufzuheben, wenn es noch kühl ist.

Schwer bepackt stehe ich kurze Zeit später auf einem idyllischen Wald- und Wiesenweg, keine Menschenseele in Sicht. Obwohl ich meine Trekkingausrüstung leicht halte, schleppe ich mit 4,5 Litern Wasser ganz schön viel zusätzliches Gewicht mit mir herum. Sie müssen mir für abends, nachts und die Wanderung am nächsten Tag reichen, denn das Trekkingcamp hat (wie die meisten) keine Wasserquelle.

Ich stapfe los und denke daran, wie luxuriös das eigentlich war, als ich auf dem PCT oder in Schwedisch Lappland einfach so an glasklaren Bächen und Seen campen konnte… Das liebe ich am Trekking: Man lernt scheinbar selbstverständliche Dinge wieder viel mehr zu schätzen.

Unterwegs zum Trekkingcamp (man erreicht sie nur zu Fuß)

Ankunft im Camp Fürstliche Höhen

Mithilfe der Wegbeschreibung und der GPS-Koordinaten weiß ich, wo mein Trekkingcamp liegt. Zumindest in der Theorie… Nach einem Mal falsch abbiegen vom Wanderweg und in die falsche Richtung laufen trekke ich zurück und erwische diesmal den richtigen Pfad. Er gleicht einem Trampelpfad und führt mich tiefer in den Wald – und direkt zum Camp!

Dort angekommen, staune ich erst mal über die Sitzgelegenheit, die Feuerstelle und den mit Hackschnitzeln ausgelegten Waldboden. Sogar eine saubere Trockentoilette gibt es hier. Soviel Luxus hatte ich gar nicht erwartet! (Mir persönlich wäre ein “wilderer”, minimalistischerer Platz sogar fast lieber gewesen.)

Da ich unter der Woche da bin, habe ich das Camp ganz für mich alleine, was mir sehr entgegenkommt. Denn schließlich habe ich mir ja die Challenge gesetzt, hier eine Nacht alleine im Wald zu verbringen. Mit Camp-Erkundung, Zelt-Aufbau, auspacken, Bett herrichten, Fotos machen, Wasser kochen und Abendessen (ich habe mir einfach eine Trekking-Mahlzeit mitgebracht) habe ich einiges zu tun und die Zeit vergeht wie im Flug.

Schon scheint die untergehende Sonne total schön durch die Bäume und Blätter hindurch und ich wünschte, sie würde noch bleiben… Vergebens: Wenige Minuten später ist das Licht weg und ich ziehe mir eine Schicht mehr an. Jetzt wird’s Ernst: Es wird Nacht im Trekkingcamp.

Die Nacht allein im Wald

“Hast du denn keine Angst?”, wird man ja ganz entsetzt gefragt, wenn man anderen davon erzählt, allein im Zelt im Wald zu übernachten (vor allem als Frau). “Natürlich hab ich Angst”, sage ich dann, glaube aber trotzdem, dass man versteckt in der Natur meist sicherer ist als dort, wo andere Menschen sind. Schließlich ist dies zwar meine erste Nacht in einem Trekkingcamp, aber nicht meine erste Nacht allein im Zelt im Wald: Die hatte ich vor einem Jahr auf dem Pacific Crest Trail in den USA – und zwar in der ‘echten’ Wildnis.

Die gibt es hier zwar nicht (und auch keine Bären und derlei Gefahren), was sehr beruhigend ist. Dennoch wird es mir plötzlich ziemlich unheimlich, als es um mich herum immer dunkler wird… Ich flüchte mich also in mein erstaunlich kuscheliges Bett im Zelt und beschließe, die restliche Nacht einfach nicht mehr rauszugehen. Die ultradünne Zeltplane um mich herum vermittelt ein unerwartetes Gefühl von Sicherheit und Behaglichkeit. Trotzdem nehme ich jedes Rascheln im Wald viel deutlicher wahr als vorher. Da! War das ein Fuchs?! Oder doch nur ein Vogel?

Sturm und Rascheln

Richtig gruselig ist jedoch keines der Geräusche und ich genieße es sogar, wie ruhig es hier im Vergleich zu meiner Stadtwohnung ist. Zumindest, bis ganz in der Nähe ein Gewitter losgeht… Zum Glück kommt es nicht bis zu mir, doch ich sehe Wetterleuchten, Regentropfen fallen immer wieder auf mein Zelt und der Wind rauscht extrem laut und in Wellen durch die Laubbäume über mir. Wahnsinn, wie laut es auf einmal ist! Ich bin plötzlich total unruhig. Ist das irgendwie gefährlich? Fallen hier gleich Äste herunter?

Um mich abzulenken, greife ich zu meinen Kopfhörern und mache mir ein Hörbuch an. (Übrigens der beste Tipp, wenn ihr allein draußen schlaft: Habt immer euer Handy mit Powerbank, Offlinemedien und Kopfhörer dabei!). So kann ich die Geräusche einfach ausblenden und schlafe irgendwann tief und fest ein.

Aufwachen in der Natur

Das Schönste an dem ganzen Trekkingcamp-Erlebnis ist für mich das Aufwachen mitten in der Natur am nächsten Morgen. Obwohl ich sonst die totale Nachteule bin, bin ich hier schon beim ersten Tageslicht wach. Und bin so dankbar, dass ich nachts im Zelt nicht einmal gefroren habe! Für verfrorene Menschen wie mich hat das Trekking in Süddeutschland im Sommer diesbezüglich durchaus Vorteile…

Ich öffne den Reißverschluss meines Zelts und beobachte bequem von meinem Bett aus, wie es immer heller wird und die Sonne langsam aufgeht. Dann köchele ich einen Kaffee und Tee auf dem Gaskocher und sitze noch eine gefühlte Ewigkeit vor meinem Zelt und beobachte, wie die Natur um mich herum erwacht. Ein richtig schöner Slow Morning nur für mich!

Wandertipp Wilde Täler, fürstliche Höhen

Da es heute wieder richtig heiß werden soll, reiße ich mich irgendwann los und nach einem stärkenden Frühstück aus heißer Nudelsuppe und Broten mache ich mich an den Abbau meines Camps. Der Rucksack ist heute deutlich leichter, da schon über die Hälfte meines Wasservorrats aufgebraucht ist.

Kurze Zeit später stehe ich wieder auf dem Wanderweg Wilde Täler – Fürstliche Höhen, der zu den Premium-Rundwanderwegen der “Donaufelsenläufe” gehört. Die Rundwanderung ist insgesamt ca. 13 km lang, hat 300 Höhenmeter und führt durch das idyllische Schmeien- und Uschental. Da sie landschaftlich nicht ganz so spektakulär ist wie z. B. der Klosterfelsenweg, ist sie deutlich weniger überlaufen und quasi noch ein Geheimtipp! Außer ein paar Fahrradfahrern im Tal begegnet mir auf der ganzen Strecke tatsächlich niemand (ich bin aber auch unter der Woche da).

Vom Langerfelsen ins Schmeiental

Auf idyllischen Wald- und Wiesenwegen geht es bei dieser Tour immer leicht bergauf und bergab durch mehrere kleine Täler. Die Aussicht vom Zupferfelsen habe ich leider irgendwie verpasst, doch beim Langerfelsen lädt eine Aussichtsliege zu einer schattigen Rast ein. Die schmalen, naturbelassenen Waldpfade beim Langerfelsen gefallen mir richtig gut, werden aber bald von einem breiten Schotterweg abgelöst, der sich am Bach entlang durchs Schmeiental schlängelt.

Immer wieder passiere ich steil neben mir aufragende Felsen und Stellen, wo man sich im kühlen Bach abkühlen kann, wenn man mag. Im schattigen Wald geht es durch das Uschental zurück in Richtung Ausgangspunkt, vorbei an einer Felsformation. Ein schmaler Wanderpfad im Wald mit Kehren wirkt fast wie im Schwarzwald oder im Allgäu. Hier erwartet mich ein letzter, schweißtreibender Anstieg, bevor ich oben auf der Anhöhe wieder aus dem Wald auftauche und bei meinem Ausgangspunkt ankomme.

Der Weg zurück in die Zivilisation mit dem Auto kommt mir schon nach der einen Nacht draußen total komisch vor…

Ob ich nochmal alleine im Trekkingcamp übernachten würde? Auf jeden Fall!

Würdet ihr auch mal im Trekkingcamp übernachten?

Eine Bitte: Seid achtsam, wenn ihr in der Natur unterwegs seid! Bleibt auf den Wegen, hinterlasst keinerlei Müll und nehmt Rücksicht auf die Tiere, vor allem während der Dämmerung. Mehr dazu erfahrt ihr bei bewusstWild.

Du suchst noch mehr naturnahe Ideen für Ausflüge und Wanderungen auf der Schwäbischen Alb?

Werbehinweis: Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Baden-Württemberg Tourismus. Mein Bericht basiert wie immer auf meiner eigenen Recherche und meinen persönlichen Erfahrungen vor Ort.

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2 Kommentare

  • Adam sagt:

    Dein Erfahrungsbericht macht richtig Lust auf so ein Mikroabenteuer! Die Vorstellung, alleine im Wald zu übernachten und morgens die Natur in aller Ruhe zu genießen, klingt traumhaft. Besonders spannend fand ich, wie du die Nacht im Zelt beschrieben hast – ich kann mir vorstellen, dass die Geräusche im Dunkeln noch intensiver wirken. Das mit dem Gewitter hätte mich auch nervös gemacht! Danke für die Inspiration, vielleicht wage ich mich auch mal an so eine Trekkingcamp-Erfahrung.

    • Susi sagt:

      Hi Adam, vielen Dank, das freut mich! Ich kann dir nur empfehlen, es einfach mal zu versuchen! Am Wochenende ist die wahrscheinlichkeit groß, dass man nicht alleine im Camp ist (ich wollte ja explizit diese Erfahrung haben ;-)). Eine Nacht draußen ist ein super Mikroabenteuer, das man mal einfach so über Nacht machen kann, und es gibt auch immer mehr Camps in Deutschland zur Auswahl. Ich möchte es nächste Saison auf jeden Fall nochmal machen!

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