Erta Ale: Eine Nacht am Krater eines aktiven Vulkans in Äthiopiens Danakil-Wüste

Der Boden unter meinen Füßen knirscht und fühlt sich trügerisch und brüchig an. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und versuche, zügig den Fußstapfen unseres einheimischen Guides zu folgen – gar nicht so einfach. Denn es ist mitten in der Nacht und wo wir sind, gibt es keinen Weg, nur trügerisches spitzes und brüchiges Lavagestein. Feuerrotes Licht flackert alle paar Sekunden zu meiner Linken auf und erhellt für einen kurzen Moment die Szenerie.

Wir sind im Krater eines aktiven Vulkans, mitten in der Danakil-Wüste im Nordosten Äthiopiens, an der Grenze zu Eritrea. Beißender Rauch zieht immer wieder in Wellen über uns hinweg und macht das Atmen schwierig. Nur noch ein paar wenige Schritte, und dann sehe ich es: ein Abgrund, etwa zwei Meter vor mir, und in ihm brodelt und zischt ein Lavasee, der die Nacht erhellt und für das rote Flackern sorgt, das wir schon von Weitem am Horizont erkennen konnten. Müdigkeit vermischt sich mit Adrenalin, Furcht, Freude.

Noch nie war ich einem aktiven Vulkan so nahe. Ich muss wohl verrückt sein, hier oben die Nacht zu verbringen. Oder?

Vulkan-Erta-Ale-Aethiopien-Danakil-HighlightDer lange Weg auf den Erta Ale führt insgesamt 24 Kilometer durch die Lavawüste – in einer Nacht.

Nur wenige Stunden zuvor.

Schon von Weitem sehe ich vom Rücksitz des Land Cruiser Jeeps den flachen Kegel des Vulkans Erta Ale aus der Wüste emporragen (er ist nicht der einzige Vulkan hier). Um zum Basiscamp an seinem Fuß zu gelangen, müssen wir uns offroad einen Weg durch die Wüste bahnen, durch Sand und Felder aus erstarrter Lava, die spitzkantig aufgetürmt daliegt. Die Land Cruiser müssen zum Schluss richtig über die Lavagesteinshäufen klettern. Ich bin ziemlich fertig von dem extremen Durchgeschütteltwerden, als wir zum Sonnenuntergang endlich das provisorisch wirkende Camp aus einfachen Stein- und Lehm-Hütten erreichen. Hier werden wir freundlich empfangen und stärken uns erst einmal gemeinsam an einer großen Tafel, während die Sonne langsam untergeht und die extreme Hitze des Tages langsam nachlässt.

Seit ich hörte, dass es in der Danakil-Wüste in Äthiopien einen Vulkan mit einem aktiven Lavasee gibt, den man besteigen kann, wusste ich, das möchte ich gerne einmal machen!

Die Danakil-Senke an sich erschien mir schon sehr spannend, da es sich um eine der heißesten und trockensten Wüsten der Welt handelt, die aber zu den geologisch aktivsten Gebieten der Erde zählt. Zudem gilt die Danakil als Wiege der Menschheit, da hier Skelette von über zwei Mio. Jahre alten Vorfahren des heutigen Menschen gefunden wurden. Die Wüstenlandschaften der Danakil-Senke liegen z.T. über 100 Meter unter dem Meeresspiegel. Ausgetrocknete Salzseen findet man hier ebenso wie Vulkane und geothermale Felder. Bereits am Tag zuvor haben wir die farbenfrohen Geysire und Schwefelbecken von Dallol besucht und in der glühendheißen Wüste in einem einfachen Camp des Afar-Volks übernachtet. Sie sind die einzigen, die mit ihren Kamelkarawanen in dieser scheinbar lebensfeindlichen Umgebung überleben können – und du benötigst ihre Erlaubnis und ihren Geleitschutz, um ihr Gebiet überhaupt betreten zu dürfen.

Eine Reise in die Danakil ist wie eine Reise auf einen fremden Planeten.

Dallol-Danakil-Senke-Aethiopien-Sehenswuerdigkeiten

Geothermale-Felder-Dallol-Aethiopien-Danakil

Eine Reise in die Danakil-Wüste ist kein Urlaub.

Die Bedingungen sind extrem (nach Sonnenuntergang hatte es noch 40 Grad), und es ist auch nicht ungefährlich. Die Region gilt als unsicher, laut Auswärtiges Amt „können gewalttätige Überfälle durch Banditen und örtliche Untergrundorganisationen sowie Entführungen nicht ausgeschlossen werden.“

Weshalb wir auch nicht auf eigene Faust hier sind, sondern mit einer Tour und einer einheimischen bewaffneten Eskorte. Die kleinen, spindeldürren und finster dreinblickenden Äthiopier mit ihren alten Kalaschnikows erregen bei mir zwar nicht unbedingt ein Gefühl der Sicherheit (das tun Maschinengewehre sowieso nie bei mir, im Gegenteil), doch so funktioniert das hier. Man gewöhnt sich an ihre Präsenz – und schließlich bin ich ja eine der Touristen, die verrückt genug sind, hier hinzureisen. Und auf Reisen muss man schließlich lernen zu vertrauen (oder wie war das noch?).

Und so sitze ich im Licht der untergehenden Wüstensonne mit meinen Reisegefährten an einer großen Tafel im etwa 12 Kilometer vom Krater des Erta Ale entfernten Basiscamp, einem Dorf mit einfachen Steinhütten inmitten der Lavawüste. Toiletten gibt es hier nicht, geschweige denn fließendes Wasser, Strom, Müllentsorgung. Dafür fährt unser Guide Teshome ein erstaunlich üppiges und leckeres Abendessen für uns auf: Platten an scharf gewürztem Gemüse, Fleisch, Reis, sogar Wassermelone gibt es. Nach dem Essen packen wir unsere Rucksäcke für die Wanderung: eine wärmere Jacke für den Berg, Kekse, Wasser, Stirnlampe, Kameraausrüstung. Bizarrerweise bekommen wir jeder einen Gipfelschnaps ausgehändigt, aber jeder nur eine Flasche Wasser für den Aufstieg. Wer möchte, kann sein Gepäck einem der Lastenkamele übergeben, die uns begleiten, ein Angebot, das wir alle gerne annehmen.

Dann verschwindet die Sonne hinter dem Horizont. Auf diesen Moment haben wir gewartet! Denn aufgrund der extremen Wüstenhitze können wir nur nachts loswandern.

Mit Kamelen und Kalaschnikows zum Kraterrand

Wir verlassen das Base Camp gegen 21 Uhr bei immer noch großer Hitze. Schon aus der Ferne sehen wir in der Dunkelheit das rote Leuchten des Vulkans. Dieser Anblick ist irre, doch es hat auch etwas Beklemmendes, als würden wir uns auf dem Weg nach Mordor machen. Der Vulkan scheint sehr weit entfernt (im Nachhinein wissen wir, dass es etwa 12 Kilometer einfacher Weg vom Camp bis zum Krater sind). Die erste Zeit geht es fast ebenerdig durch die Wüste und es gilt nun erst mal, Strecke zurückzulegen.

Der Aufstieg auf den Erta Ale ist eigentlich gar nicht so schwer. Der Vulkan ist „nur“ 613 Meter hoch – so viele Höhenmeter sind also mindestens zu bewältigen. Die klare Herausforderung bei der Besteigung des Erta Ale sind die Hitze und Trockenheit. Auch das trügerische Terrain aus Sand und rutschigem Vulkangestein, das wir in der Dunkelheit bewältigen müssen, stellt uns vor Herausforderungen und führt dazu, dass unser Fotograf bereits nach dem ersten Drittel umknickt und umkehren muss. Einen richtigen Weg gibt es nicht, wir gehen alle im Gänsemarsch mit unseren bewaffneten Eskorten vorneweg. Ein paar von uns leuchten mit Smartphones oder Stirnlampen, der Rest läuft im Dunkeln im Licht des Mondes, was stellenweise echt einfacher ist, wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.

Vulkan Erta Ale Aethiopien

Unsere Guides legen ein strammes Tempo vor, die Kalaschnikows lässig über die Schulter geschlungen. Gut ist, dass der Weg zum Krater zwar lang ist, aber nur sanft ansteigend verläuft. Doch ich sage euch, die 12 Kilometer (one way) ziehen sich! Der heiße Wüstenwind bläst wie ein Haarfön in mein Gesicht und trocknet mich extrem aus. Wir haben jeweils nur eine Flasche Wasser für den gesamten Aufstieg in der Hand, den Rest tragen die Kamele. Etwa nach der ersten Stunde wird uns mitgeteilt, dass die Kamele erst am Krater entladen werden und uns das Wasser bis oben reichen muss. Zu diesem Zeitpunkt haben die ersten ihre Flaschen schon fast leer getrunken. Ab jetzt gilt es zu teilen und zu rationieren, und den staubtrockenen Mund zu ignorieren.

Ich muss mich so konzentrieren, im Dunkeln nicht auszurutschen, dass ich komplett das Zeitgefühl und die Orientierung verliere und kaum merke, dass der Weg langsam steiler wird. Als ich es bemerke und mich erstaunt umsehe, sind wir schon ziemlich weit oben. Und es wird endlich kühler!

Dann, nach insgesamt 3,5 Stunden Aufstieg, erreichen den Krater kurz vor Mitternacht.

Oben erwartet uns die erste Überraschung: ein kleines Militärcamp aus einfachen Steinbehausungen und bewaffnete Soldaten – direkt am Kraterrand. Es diene unserer Sicherheit und sei zudem wichtig, da wir uns an der Grenze zu Eritrea befinden, erklärt man uns. Einer der Soldaten hat sich lässig eine Panzerfaust über die Schulter gelegt, als er entspannt vorbeischlendert. Die Kamele werden entladen und wir bekommen endlich neues Wasser, und Schlafmatten. Jeder bekommt einen kleinen ummauerten Bereich für seine Matte – unter freiem Himmel, direkt neben den einfachen Schutzhütten der Soldaten aus aufgeschichtetem Lavagestein. Obwohl die ganze Situation ziemlich abgefahren ist, legen wir uns erst einmal erschöpft aufs Ohr.

Nach etwa 2,5 Stunden werden wir geweckt. Wir sollen uns beeilen, denn jetzt wird es erst richtig spannend: Es geht hinein in den Krater. Die restliche Nacht werden wir direkt im Krater, vorne am Rand des Höllenschlunds verbringen, in dem der aktive Lavasee brodelt und rote Fetzen in den stockfinsteren Nachthimmel spuckt.

Am Höllenschlund des Erta Ale: Picknick am Lavasee

Vorsichtig steigen wir vom Militärcamp am Kraterrand hinab in den eigentlichen Krater. Auf dem frischen brüchigen Lavagestein, das sich kristallin anfühlt und wie Styropor, brechen wir immer wieder ein, nur dank der ortskundigen Guides vermeiden wir ein Abstürzen in größere Löcher. Es ist immer noch stockfinster. Durch den aktiven Lavasee leuchtet alles immer wieder flackernd rot auf.

Wir arbeiten uns langsam immer weiter in den Krater vor. Dann erreichen wir unser Ziel: Der Höllenschlund nur wenige Meter vor uns, in dem der aktive Lavasee des Erta Ale brodelt.

Erta-Ale-Vulkanbesteigung-Danakil-Senke-Aethiopien-Krater-LavaAm Höllenschlund Äthiopiens… flackert der Lavasee des Erta Ale durch die Nacht.

Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht drängt sich mir der Gedanke an Mordor auf. Auch hier gibt es keine Sicherheitsvorkehrungen, Zäune, markierte Wege. Eigentlich total verrückt, dass wie hier einfach so nah an den Vulkan hinlaufen können, einfach so in den Krater hineinsteigen und ganz vorne am Kraterrand sitzen können – nicht nur einmal denke ich mir, dass das in anderen Ländern nur aus großer Entfernung und mit Absperrungen möglich wäre (vermutlich gar nicht erlaubt). Und ja, es ist sicherlich auch verrückt, was wir hier tun, und auch nicht ungefährlich. Und doch ist es unglaublich faszinierend. Noch nie war ich einem aktiven Vulkan so nahe.

Die nächsten ein bis zwei Stunden verbringen wir direkt hier, im Krater, vor dem rauchenden und rot flackernden Abgrund. Es ist das verrückteste Picknick meines Lebens.

(Das ‘Picknick’ besteht im Übrigen aus äthiopischen Keksen, Wodka und Wasser.) Mit knapp 18-20 Grad ist es hier oben relativ kühl, doch ich finde das super, denn Hitze macht mir immer sehr zu schaffen. Was uns hier oben allerdings zu schaffen macht, sind beißender Rauch und Gase, die immer wieder in brodelnden Wolken über uns hinwegziehen und das Atmen schwierig machen.

Zum Glück können wir die weißen Rauchwolken in der Dunkelheit rechtzeitig erkennen. Dann halte ich kurz die Luft an und warte, bis die Wolke über uns hinweggezogen ist. Es brennt ganz schön auf den Schleimhäuten, in den Augen und in der Nase. Der Erta Ale zischt und faucht und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht gesund ist. Leider wird die Sicht auf den Lavasee durch die dicken Schichten Rauch verschleiert, so dass wir ihn nur schemenhaft erkennen können. In letzter Zeit rauche der Vulkan sehr stark, erklären uns die Guides, nur an wenigen Tagen sei die Sicht auf den Lavasee frei. Schade eigentlich – und dennoch völlig irre.

Ich verliere nicht zum ersten Mal auf dieser Tour das Zeitgefühl, doch dann erscheint der erste fahle Schein am Horizont, und unsere Guides werden auf einmal unruhig. Gerade jetzt wollen wir noch bleiben und die Szenerie bei Licht betrachten und fotografieren, doch sie treiben uns zum Abstieg an.

Blick zurück im ersten Tageslicht: Hier im Krater (ganz vorne, wo es raucht) haben wir die Nacht verbracht. Unten: Das Militärcamp am Krater.

Abstieg im Morgenlicht

Im ersten Tageslicht machen wir uns auf den langen Rückweg, vom Kratercamp durch kilometerlange Lavafelder, mit den drei Packkamelen und unseren bewaffneten Eskorten. Wer nicht mehr laufen kann, kann auf einem der Kamele Platz nehmen. Zum ersten Mal sehe ich die Landschaft der vergangenen Nacht. Mein Blick schweift weit über die Flanken des Vulkans, über endlose schwarze Lavafelder in faszinierenden Formen und die Weite der Wüste. Mit dem Licht der aufgehenden Sonne verstummt auch das rote Leuchten des Erta Ale. Leider können wir nicht verweilen und müssen Gas geben, um unsere Guides nicht zu verlieren, die mal wieder ein strammes Tempo vorgeben. Und ich merke, wieviel Kraft die frühe Morgensonne mit jedem Meter entwickelt, den wir absteigen, es wird wirklich immer heißer. Dennoch genieße ich den Abstieg bei Tageslicht, umgeben von den interessanten Formen der erkalteten Lava um mich herum.

Die letzten Kilometer werde ich immer schneller, zum Schluss rase ich regelrecht ins Dorf, wo wir mir Jubel und kaltem Wasser empfangen werden, das uns über die heißen Köpfe geschüttet wird.

Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr auf ein Frühstück gefreut als nach dieser Nacht auf dem Erta Ale und diesem 24-Kilometer-Marsch durch die Lavawüste der Danakil.

Was für ein verrücktes Abenteuer. Mein absolutes Highlight dieser Äthiopienreise!

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Abenteuer-Aethiopien-Danakil-Erta-Ale

Danakil-Aethiopien-Sicherheit-bewaffnete-Eskorte

Touren in die Danakil-Senke und zum Vulkan Erta Ale – wichtige Infos

Sicherheit

In seinen Reise- und Sicherheitshinweisen (Stand Februar 2019) schreibt das Auswärtige Amt: „Von eigenständigen Reisen ohne Begleitung durch äthiopische Sicherheitskräfte in die Danakil-Wüste und die nördliche Afar-Region wird abgeraten. Bei Fahrten in das direkte Grenzgebiet zu Eritrea und in die Danakilsenke in Nord-Afar können gewalttätige Überfälle durch Banditen und örtliche Untergrundorganisationen sowie Entführungen nicht ausgeschlossen werden. Zuletzt wurde Anfang Dezember 2017 am Rande des Ertale-Vulkans in der Danakil-Wüste ein deutscher Staatsangehöriger getötet.“

Wenn ihr in die Danakil reist, dann immer nur mit einer offiziellen Tour und bewaffneter Eskorte!

Wir fuhren in einem kleinen Jeep-Konvoi mit unserer kleinen Gruppe, einheimischen Fahrern und Guide, bewaffneten Sicherheitskräften und (z.T. bewaffneten) Mitgliedern der Afar, die wir vor Ort einsammelten. Zudem musste unser einheimischer Tour Operator vor Ort Schutz- bzw. Bestechungsgelder an Clans zahlen und vor der Tour für uns spezielle Permits der Afar einholen, damit wir in ihr Gebiet reisen dürfen. Bzgl. Grenze zu Eritrea gehe ich davon aus, dass die Entwicklungen zwischen Äthiopien mit Eritrea 2018 nichts an der Sicherheitslage geändert haben (meines Wissens nach zumindest nicht.) Informiert euch vorher genau und checkt die aktuellen Informationen des Auswärtigen Amts! Vor Ort selbst hatten wir kaum Probleme. Wir wurden in Ortschaften ein paar Mal von Afar angehalten, aber das ist wohl normal, ansonsten habe ich mich immer ziemlich sicher gefühlt.

Touren in die Danakil und zum Erta Ale

Geführte Touren organisiert u.a. der lokale Touranbieter Balehageru Tours Ethiopia aus Addis Abeba, mit denen ich unterwegs war. Der Inhaber Teshome (auch Balehageru – „Mann vom Land“ genannt) ist in Äthiopien als Tourismusexperte u.a. aus dem Fernsehen bekannt und total nett! Bei uns war er persönlich mit auf Tour (sonst seine Kollegen) und ich habe mich unterwegs mit ihm sicher und gut aufgehoben gefühlt. Das Essen auf der Tour war übrigens auch sehr gut! Balehageru bietet drei- und viertägige Touren in die Danakil-Senke an. Ich war auf der dreitägigen Tour, würde aber die vier Tage empfehlen, da es sonst schon ziemlich hektisch und stressig wird und man bei der viertägigen Tour in Dallol noch mehr Orte besucht.

Vulkanbesteigung Danakil Wueste Aethiopien

Habt ihr schon mal einen Vulkan bestiegen bzw. würdet ihr es tun? Dann teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren!

Offenlegung: Ich wurde von der äthiopischen Botschaft im Rahmen einer Pressereise nach Äthiopien eingeladen. Vielen Dank dafür! Meine Berichte spiegeln wie immer nur meine persönliche Meinung wider.

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6 Kommentare

  • Myriam sagt:

    Das war richtig spannend zu lesen und ich war mehrfach hin und her gerissen zwischen muss ich auch unbedingt mal machen und das ist mir dann doch zu gefährlich. Da sieht es so abgelegen und unwirklich aus schwer zu glauben, dass man da bewaffnete Sicherheitsleute braucht, ich hätte gedacht, dass das Gebiet weitläufig um den Vulkan unbewohnt sei. Ich bin in solchen Ländern auch immer hin und her gerissen, ob ich das mit dem Zahlen von Bestechungsgeldern noch unterstützen soll oder nicht.
    Dein Beitrag ist sehr ehrlich geschrieben, vielen Dank für den tollen Einblick. 🙂
    Hattest du keine Angst, dass der Vulkan jederzeit ausbrechen könnte?

    LG Myriam

    • Susi sagt:

      Danke dir für den tollen Kommentar! Nein, komischerweise hatte ich die Angst nicht, als ich oben war – vermutlich muss man das einfach wegschieben, wenn man sowas machen will. Und im Grunde ist er ja auch die ganze Zeit ausgebrochen… 😉

      Bzgl. der Sicherheit (Überfälle auf Touristengruppen, Zahlen von Geldern an die lokale Bevölkerung, Bestechungsgelder) ist es in manchen Ländern einfach so, dass du dich der lokalen Gegebenheiten anpassen musst – oder du kannst dort halt nicht hin. So auch in der Afar-Region. Und man darf nicht vergessen, dass wir ja was von ihnen wollten, nämlich in ihr Land. Hinzu kommen andere Banditengruppen, die in der instabilen Grenzregion aktiv sind, d.h. die bewaffneten Eskorten dienten ja unserem Schutz letztendlich, und dafür mussten wir eben bezahlen. In unserem Fall haben wir allerdings zwei Mal vor Ort gefordertes Schmiergeld nicht bezahlt (also unser äthiopischer Tour Guide verhandelte das). Einmal, als es darum ging, auf einem Kamel zu reiten bzw. ein zusätzliches Kamel zu bekommen (das eigentlich vrsprochen und auch schon bezahlt war), und einmal, als wir in einem Dorf angehalten wurden, weil wir angeblich eine Ziege überfahren hätten, was aber nicht stimmte. Da habe ich auch kurz geschwitzt, ließ sich aber schlussendlich zum Glück alles regeln. Es zeigte mir aber umso mehr, wie sehr wir als Deutsche in solchen Situationen auf lokale Guides zurückgreifen sollten, die die Sprache und Gepflogenheiten kennen, Kontakte haben etc. Ohne wäre es nicht gegangen, und so kann ich nur einmal mehr dafür plädieren, die Danakil auch wirklich nur mit geführter Tour und bewaffneter Eskorte zu besuchen. Klingt alles super dramatisch, war aber letztendlich ein tolles Erlebnis!

  • Matthias sagt:

    Durch eine kleine Recherche zum Thema Vulkanismus und Lavasee bin ich auf deine Seite gestossen. Deinen packenden und sehr treffenden Bericht habe ich mit grossem Interesse gelesen, da ich im Oktober 2017 den Erta Ale ebenfalls bestiegen habe.
    Mit einer kleinen Gruppe Fotobegeisterter blieb ich zwei Nächte auf dem Krater. Tagsüber hatten wir genügend Zeit, die nähere, geologisch höchst interessante Umgebung zu erkunden, was in Anbetracht der damals sehr instabilen politischen Situation durchaus ins Auge hätte gehen können: Wenige Wochen nach unserem Aufenthalt wurde genau dort ein Tourist erschossen…
    Bei unserem Aufenthalt war der Vulkan sehr aktiv – neben den Phasen, in denen der Rauch relativ gemütlich aus dem Schlund stieg (so wie du es möglicherweise erlebt hast), schossen die Gase manchmal in einer Art Sturm aus dem Krater, was einerseits den Blick auf den tief liegenden Lavasee ermöglichte, andererseits aber auch zu gefährlichen Situationen führen konnte: In der zweiten Nacht stieg ich zusammen mit einer ähnlich verrückten Kollegin (natürlich begleitet von zwei Führern) nochmals zum inneren Krater ab. Einer der Führer zeigte uns eine attraktive Stelle und zog sich dann mit seinem Kollegen etwas zurück. Um möglichst eindrückliche Fotos zu bekommen, hatte ich mein Stativ mit der Kamera direkt am Kraterrand positioniert. Aus dem Nichts brach plötzlich ein gewaltiger Wind los, der meine Fotoausrüstung in den Krater zu reissen drohte. Ich packte instinktiv ein Bein meines Stativs, kauerte mich zusammen und wartete mit klopfendem Herzen und wie verrückt im Wind peitschenden Kleidern, bis der Sturm vorüber war. Von oben rieselten Aschepartikel herunter und eine infernalische Hitzewelle ergoss sich über uns. Zum Glück trugen meine Kollegin und ich eine Gasmaske – atmen wäre ohne absolut unmöglich gewesen und auch so brannte die Luft in Nase und Hals.
    Direkt an den Kraterrand zu stehen war möglicherweise ein bisschen leichtsinnig, aber die Bilder, die sich an dieser Stelle boten, waren unglaublich: Auf der linken Seite konnte man tief im Krater direkt in einen lodernden Feuerschlund blicken, rechts wogte die glühende Lava im sichelförmigen See und klatschte deutlich hörbar an die Kraterwände, und ab und zu erfolgten kleinere Eruptionen, welche glühende Partikel wie ein Feuerwerk in die Höhe schiessen liessen. Es war eine unbeschreibliche Erfahrung, als unbedeutend kleiner Mensch mitten in diesem archaischen Geschehen zu stehen.
    Auch nachdem wir uns wieder in die Steinhütten am äusseren Kraterrand zurückgezogen hatten, war ich von diesem urgewaltigen Erlebnis so geflasht, dass ich die restliche Nacht kein Auge zugetan habe…
    Weitere Infos, Fotos und ein kurzes Video findest du auf http://www.triviart.com/allgemein/vulkan-erta-ale-in-aethiopien/

    • Susi sagt:

      Lieber Matthias,
      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und den Bericht über deine Erlebnisse, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Wahnsinn, was ihr dort erlebt habt und dass ihr sogar in den tieferen Krater hinuntersteigen durftet!!
      Zum Glück hattet ihr Gasmasken (das hätte ich mir oben am Rand tatsächlich auch gewünscht), und es ist nichts Schlimmes passiert! Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, noch näher an die flüssige Lava heranzukommen, hätte ich es vermutlich aus lauter Neugier auch gemacht. Das ist einfach so ein verrückter, unwirklicher Ort!

  • Nava sagt:

    Danke für den Bericht. Ich denke nicht, dass ich jemals selbst hinreisen werde. Aber es war trotzdem sehr spannend zu lesen!

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