Von Reisebloggern, mongolischen Knochen und dem spanischen Willy Wonka – die TBEX in Girona

Letzen Donnerstag habe ich im Bummelzug von Barcelona nach Girona gelernt, das mongolische Knochenorakel zu befragen. Meine Freundin Yvonne hat es mir von ihrer letzten Reise in die Mongolei mitgebracht. Was würde mich die nächsten Tage auf meiner ersten Reiseblogger-Konferenz erwarten? Das Knochenorakel wusste es:

“He can tell you but you must go after your work to get more attention.”

Hmm. “Lost in Translation” aus dem Mongolischen?? Tarot-geübt interpretierten wir das als “Du musst möglichst gut netzwerken, um mehr Aufmerksamkeit (für Deinen Blog) zu bekommen” (oder so ähnlich). So kam es dann auch…

Am Wochenende traf sich die internationale Reiseblogger-Szene zur “TBEX”-Konferenz im katalanischen Städtchen Girona und ich war zum ersten Mal dabei. TBEX steht für Travel Blog Exchange und ist neben der Travel Bloggers Unite (TBU) eine der beiden großen Reiseblogger-Konferenzen, die zweimal im Jahr und immer an einem anderen Ort in Nordamerika oder Europa stattfinden.

Man muss sich das so vorstellen: Über 300 Reiseblogger verschiedener Nationalitäten und Altersstufen fallen mit Kameras, iPhones, Laptops und Visitenkarten bewaffnet auf der Suche nach den besten Lokalitäten, Stories, Fotos, aber auch geschäftlichen Kontakten (und natürlich immer auf der Suche nach dem besten WiFi!) in der Region ein. Drei Tage lang werden Vorträge, Workshops, Networking-Veranstaltungen und Partys besucht. Inklusive Anreise und Nachwehen ist man nach fünf Tagen mit maximal fünf Stunden Schlaf pro Nacht tot, aber glücklich 😉

Neben einer großen Gaudi ist das Ganze aber auch eine professionelle Netzwerkveranstaltung. Denn nicht nur Blogger, sondern auch Vertreter von Touristik-Unternehmen und Reise-Destinationen sind vor Ort. Da Social Media gerade in der Touristikbranche eine immer wichtigere Rolle spielen, bauen immer mehr Destinationen und Unternehmen gezielt Blogger Relations auf und arbeiten neben ‘klassischen’ Reisejournalisten auch zunehmend mit Bloggern zusammen. Gleichzeitig geht der Trend hin zu einer zunehmenden Professionalisierung und Monetarisierung der Reiseblogger-Tätigkeit, die sich in den Konferenzen widerspiegelt. Neben Themen rund ums Bloggen wie Suchmaschinenoptimierung, optimaler Einsatz von Plattformen wie Google+, Pinterest oder Instagram, Sessions zu ”Travel Writing’ und Video-Produktion geht es um die folgenden Fragen:

  • Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Bloggern gibt es und welche Erwartungen und Anforderungen haben beide Seiten? Welche speziellen Bedürfnisse haben Blogger, etwa gegenüber ‘klassischen’ Reisejournalisten oder Reisebüros?
  • Wie können beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren? Auf kostenlose “Blog Trips” eingeladen zu werden, entlohnt in der Regel die geleistete Arbeit der Blogger nicht. Diese sind nicht in einer Redaktion angestellt, die wiederum Anzeigenkunden hat. Neue Modelle müssen also her, die es zudem erlauben, dass die Blogger nicht ihre Glaubwürdigkeit gegenüber ihren Lesern verlieren.
  • Wie kann der Erfolg von Blogger-Kampagnen gemonitort und gemessen werden? Unternehmen und PR-Agenturen sind immer noch stark auf Reichweiten und Werbeäquivalenzwerte fokussiert, für den Social Media-Bereich müssen jedoch neue Standards, Kennziffern und Messmethoden definiert werden.
  • Und, was natürlich viele der Blogger brennend interessiert: Kann man vom Reisebloggen leben und wenn ja, wie??

Spannende Fragen, die auf künftigen Konferenzen und Messen wie der ITB in Berlin weiter diskutiert werden dürften. Am meisten habe ich übrigens nicht von den Vorträgen profitiert, sondern von den vielen Gesprächen mit interessanten Leuten, die ich dort kennen gelernt oder wiedergetroffen habe.

Vollgepackt mit Vorträgen und Networking-Sessions ging der Tag eigentlich immer direkt ins Abendprogramm über. Mein persönliches Highlight war die Opening Night Party im Castell St. Gregori: tolle Location, Catering mit lokalen Spezialitäten vom zweitbesten Restaurant der Welt (El Celler de Can Roca), einen “Ham Room” (!), eine katalanische Menschenpyramide, einen Flashmob (verpasst, da im Ham Room) und vielen aufgeschlossenen, feierwütigen Menschen. Der ‘harte Kern’ fand anschließend den Weg ins mittlerweile legendäre River Café, wo bis spät in die Nacht weitergefeiert wurde.

Nach Konferenzende hatten wir am Sonntag zum ersten Mal richtig Gelegenheit, Girona zu besichtigen, was ein echt hübsches Städtchen ist. Durch die Altstadtgassen und über die Brücken schlendern, Kaffee auf der Plaza trinken, das köstliche spanische Eis essen…

A propos: In Gironas Altstadt entdeckten wir die wunderbare Eisdiele “Rocambolesc“, in der man sich ein bisschen vorkommt wie bei Willy Wonka. Bei der katalanischen Version handelt es sich um niemand Geringeren als Dessert-Chef Jordi vom Sternerestaurant El Celler de Can Roca. Als dieser auch noch persönlich hereinspazierte, um uns mit seinen selbstgemachten Eiskreationen zu beglücken, machte Yvonne von JustTravelous ihm vor versammelter Bloggermannschaft glatt einen Heiratsantrag! Dieser wurde leider (!) nicht angenommen, dafür bekamen wir alle ein tolles Eis. Danke, Rocambolesc!

Und wie ging es weiter? Das Knochenorakel weiß es: “More of the truth”. An dieser Stelle verweise ich jetzt einfach elegant auf das TBEX-Motto: “What happens at #TBEX stays on Twitter”. 😉

 

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