Mein Wiedereinstieg auf die Ski in Tirol

Die ersten Meter unterhalb vom Gipfel sind eigentlich ganz easy, und auch noch einigermaßen flach. Ich passiere lässig das schwarze runde Pistenschild und tue ganz cool, aber ich ahne bereits, was jetzt kommen wird, und das fühlt sich auf einmal nicht mehr so cool an. Da vorne an der Kante geht es erst richtig los: Da kommt der Steilhang…

Als ich mich vorsichtig dem Abgrund nähere und die Super-Skifahrer links und rechts an mir vorbeizischen sehe, wird mir doch ein bisschen mulmig. Das ist sie also, die schwarze Piste, alias der fiese Steilhang unterm Gipfel. Er ist noch nicht einmal besonders breit, dafür ordentlich lang, und dazu auch noch schön vereist. Die Super-Skifahrer nehmen ihn senkrecht, ohne Bremsen. Und ich?

Ein kleiner schwarzer Punkt auf einer großen schwarzen Piste. Hallo Endgegner.

Cut. Zwei Tage vorher. Das erste Mal in meinem Leben fahre ich mit der Bahn zum Skifahren. Nach einer ziemlich bequemen Anreise (trotz Anschluss in München verpassen und danach noch im falschen Hotel am falschen Ort landen, doch das ist eine andere Geschichte) komme ich in Tirol an – lustigerweise in Söll – da wo im Sommer die Hexen wohnen. Im Winter sind sie Teil des größten zusammenhängenden Skigebiets Österreichs “Wilder Kaiser-Brixental”, und hier werde ich Teil 2 meiner persönlichen #BlackDotSki-Wiedereinstiegs-Challenge in Angriff nehmen.

Das erste Mal wieder auf Skiern stand ich ja bereits an Weihnachten – im Tannheimer Tal in Tirol, dem ‘Ort, wo alles begann’ (= der Ort, an dem ich im zarten Alter von 4 Skifahren gelernt habe). Nachdem Versuch Nr. 1 ganz vielversprechend war, ist hier beim Wilden Kaiser schon nochmal alles eine Nummer größer und ich bin mal gespannt, ob ich es noch kann und wie ich die Pisten hier meistern werde. Los geht’s!

Obwohl ich drei Wochen vorher schon mal Skier unter den Füßen hatte, fühlen sich meine ersten Versuche auf den roten und blauen Pisten rings um die Mittelstation der Gondel ein bisschen wackelig an und ich muss mich erst einmal wieder rantasten – auch an die neuen Ski und Skistiefel, die ich morgens unten an der Talstation ausgeliehen habe.

Doch nach den ersten 2-3 Abfahrten kommt Schwung in die Sache und ich stelle fest, wie viel Spaß Skifahren macht (ich schätze, es ist die Kombination aus Höhe und Geschwindigkeit, gepaart mit den tollen Ausblicken!). Mein Körper erinnert sich wieder an längst vergessen geglaubte Bewegungsabläufe, und nach kurzer Zeit fangen die blauen Pisten an, mich zu langweilen. Zur neuen Lieblingspiste wird stattdessen eine lange und recht steile rote Piste, bei der ich mich so richtig konzentrieren muss und Kraft brauche, aber auch mit vollem Einsatz heizen kann. So stell ich mir das vor!

Ganz beschwingt von den ersten Erfolgen beschließe ich am nächsten Tag, auszuschwärmen. Während meine Reisegefährtin Jana gerade tatsächlich das erste Mal auf Skiern steht und mit unserem flotten Privatskilehrer Patrick am Üben ist, werde ich abenteuerlustiger und gehe allein auf Erkundungsfahrt – immer auf der Suche nach dem besten Hang mit dem besten (und meisten!) Schnee.

Während ich also dabei bin, die anderen Hänge zu erkunden, stelle ich auf einmal fest, dass ich auf einmal schon auf einem ganz anderen Berg bin?! Jedenfalls ist es da auch schön, und ich fahre weiter, ohne je einen Lift zweimal zu nehmen. Bis ich auf einmal keine Ahnung mehr habe, wo ich eigentlich bin und wie ich denn jetzt wieder zurück zur Hohen Salve komme, denn schließlich waren wir dort zum Mittagessen verabredet!?

…schön hier… nur wie komm ich jetzt nur wieder rüber auf den anderen Berg??

Mehrere Abfahrten, Pistenausfahrten, Lifte, ein Winter-Iglu-Dorf (!) und Durchfragen bei zig Leuten später erreiche ich dann doch noch das nächste Ziel: den Gipfel der Hohen Salve! Wie schon im Sommer stehe ich da oben, vor mir ein Alpenpanorama wie eine Fototapete, durch die sich Paraglider schrauben (ich sag nur: Aussicht auf 70 Dreitausender!) und bin total geflasht.

Doch ich habe schon das nächste Ziel im Visier: die schwarze Piste! Die fiese, steile, die vom Gipfel runter Richtung Mittelstation führt, und die ich zum Endgegner dieser Ski-Challenge auserkoren habe. Unser fescher Privatskilehrer Patrick will mir zeigen, wie man sie fährt. Doch nach über einer Stunde auf dem Gipfel wird mir klar, dass wir uns irgendwie verpasst haben müssen. Was jetzt? Zurück zur Mittelstation mit der Gondel?? No Way! Ich beschließe, es alleine zu wagen.

Und so stehe ich ganz alleine oben am Steilhang, schwarzer Punkt auf schwarzer Piste, und nehme meinen Mut zusammen. Los! Geradeaus und gefühlt senkrecht rase ich in den Abgrund und muss dabei tierisch kanten und mich konzentrieren, um auf dem schattigen, vereisten Hang nicht wegzurutschen. Aber es geht!!! Irgendwie! Und noch viel besser: Ich kann Skifahren! Wieder!!

Der Rest bis zur Mittelstation ist nur noch Kinderspiel, ich bin voll drin im Flow und halte kein einziges Mal mehr an. Was für eine Fahrt!

Nenn mich Wintersportlerin!!!

 #BlackDotSki-Challenge – mein Fazit zum Wiedereinstieg auf die Ski:

Ich würde mal sagen: Challenge completed! Und dabei hatte ich auch noch jede Menge Spaß, habe mich weder besonders gequält oder gar verletzt, und auch noch nicht mal besonders peinlich zum Affen gemacht. Ich wage sogar zu behaupten, dass mein Wiedereinstieg auf die Ski unerwarteterweise sogar recht elegant verlaufen ist.

Die Tage in Tirol haben es noch einmal bestätigt: Mit dem Skifahren ist es wie mit dem Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Auch wenn die ersten Moves etwas wackelig sind, erinnert sich der Körper an die Bewegungen, das ist wie irgendwo ganz tief drinnen abgespeichert. Und mit den kurzen breiten Carving-Ski geht alles eigentlich auch ganz easy. Außerdem könnt ihr euch heute überall günstig Helme leihen – und die schützen euch nicht nur vor Verletzungen, sondern sind tatsächlich auch noch bequem und warm!

Bei meiner gesamten Ski-Challenge bin ich diesen Winter übrigens nur einmal hingefallen – und das war peinlicherweise aus dem Stand. Ups.

Also: Traut euch ruhig, man kommt einfacher wieder rein, als man denkt!

(An dieser Stelle auch ein fettes Kompliment an Jana, die an dem Wochenende das erste Mal auf Skiern stand und am zweiten Tag schon die Talabfahrt gefahren ist. Skifahren lernen geht! Auch als Erwachsener!)

Ich selbst werde meine #BlackDotSki-Challenge jedenfalls weiterführen – stay tuned!

Vielen Dank an Tirol und den Tourismusverband Wilder Kaiser für die Einladung nach Söll! Alle Ansichten sind meine eigenen.

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10 Kommentare

  • Katrin sagt:

    Das hört sich doch prima an! Ich bin vorletzten Winter auch das erste mal seit 15 Jahren wieder auf Skiern gestanden. Es hat sich total komisch angefühlt wieder 2 Bretter statt nur eines unter sich zu haben…aber: so komisch und unsicher ich mich gefühlt habe war das Fazit: die andern warn begeistert (“Du bist doch total sicher und das sieht super aus”) und ich bin kein einziges mal gestürzt. Verlernt man wirklich nicht.

    Ich bin gespannt was mich am Samstag erwartet. Stichwort: Piste mit dem Namen “Kamikaze” und ne Neigung von über 70%. Puh, ob ich mich das traue?

    Liebe Grüße
    Katrin

    • Susi sagt:

      Das ist ja cool zu hören, dass es Dir auch so ging! “Kamikaze” hört sich spannend an – fast nach ner neuen #BlackDotSki-Challenge! 😉 Ich drück Dir die Daumen und bin gespannt, wie’s bei Dir lief!!

  • Julia sagt:

    Sind das schöne breite Pisten und so leer…ein Traum jedes Skifahrers.Romantische Fotos der Umgebung sind dir sehr gelungen.Klare Luft und blauer Himmel. Herrlich!

    • Susi sagt:

      Merci Julia! Ja, da hatten wir dann doch noch spontan Glück mit dem Wetter, und es war tatsächlich nicht überlaufen (wir waren dort aber auch unter der Woche – an Wochenenden mit viel Schnee ist das ein beliebtes Ziel von Bulgaren aus Sofia, da wird es wohl schon voller…

  • Michael sagt:

    Hallo,

    wirklich sehr schöne und eindrucksvolle Bilder. Da bekommt man direkt wieder lust ski zu fahren.

    Vielen Dank

  • Toll! Dein Beitrag erinnert mich an meine Schulzeit, als ich im Winter fast jeden Samstag mit dem Bus nach Söll zum Skifahren gefahren bin. Vor ein paar Tagen hab ich mich im Iran zum ersten Mal nach 10-jähriger Pause auch wieder getraut und hatte die gleiche Erfahrung wie du – man verlernt Skifahren nicht! Ich bin wirklich froh, dass mich meine Eltern auch schon mit 4 Jahren vom Berg runtergeschubst haben und ich nicht jetzt im Erwachsenenalter den Mut dazu aufbringen muss.

    • Susi sagt:

      Schön, dass du ähnliche Erfahrungen gemacht hast! Skifahren im Iran – wow, das wüsste ich gerne, wie das ist! Ich hab letztes Jahr das erste Mal davon gelesen und fand es sehr faszinierend. Vielleicht probier ich das auch mal!

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