3 Zeitreisen in Baden-Württemberg

Auch wenn ich in diesem Blog hauptsächlich über Fernreisen berichte: Man muss nicht immer in die Ferne schweifen, um Neues zu entdecken, Abenteuer zu erleben oder einfach mal kurz aus dem Alltag auszubrechen.

Deshalb habe ich mich im August gemeinsam mit VisitBawu, Mercedes-Benz und BWJetzt im “Ländle” auf Tour begeben (mehr auch unter dem Hashtag #PlaceToBW) und erneut festgestellt: Auch die eigene Heimat eignet sich fürs Reisen – Zeitreisen in vergangene Epochen zum Beispiel! Hier sind drei Ideen, wie und wo.

1. Abstecher ins Mittelalter: Kloster Maulbronn

Eine Zeitreise wert, weil: Es die am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen ist, und UNESCO Weltkulturerbe.

Wie weit reist du zurück? 850 Jahre

Kloster Maulbronn UNESCO Weltkulturerbe

In der Nähe von Pforzheim liegt eine Klosteranlage aus dem Mittelalter, die so gut erhalten ist, dass sie immerhin zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Dabei darf man sich das Kloster Maulbronn nicht wie ein einzelnes Gebäude irgendwo in der Pampa vorstellen, sondern eher wie einen ganzen Komplex an Gebäuden mitten im Ort, der von einer Schutzmauer (im Mittelalter zur Verteidigung gegen Angriffe benötigt) umgeben ist.

Neben dem eigentlichen Kloster aus dem 12. Jhd. gibt es hier noch weitere Gebäude, die heute z.B. von der Stadtverwaltung genutzt werden (beeindruckend fand ich auch den mit sieben Stockwerken (!) für die damalige Zeit riesigen Getreidespeicher). Im Kloster wandelt ihr durch die alten Kreuzgänge und Gewölbe der Zisterzienser oder außerhalb der Mauer auf einem uralten Weg in Richtung Weinberge und Gartenanlagen, die damals von den Mönchen angelegt wurden.

Kloster Maulbronn Ausflugstipp Baden-Württemberg

Bei einer Führung erfahrt ihr einiges über die Welt damals und das Leben der Klosterbewohner und einige interessante Details – wie dass es ein ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem gab, dass der großartige Schriftsteller Hermann Hesse Absolvent der Klosterschule war, dass die Mönche schon mal Biber (!) aßen und das Portal der Kirche angeblich die älteste Tür Deutschlands ist.

Man munkelt außerdem, es seien die Maulbronner Mönche gewesen, die die Maultaschen erfunden haben, um während der Fastenzeit heimlich Fleisch essen zu können (weshalb die Dinger im Schwäbischen ja auch “Herrgottsbscheißerle” genannt werden).

Portal Klosterkirche Maulbronn

Kreuzgang Kloster Maulbronn

Kloster Maulbronn Fachwerkhäuser

Nicht verpassen: In den urigen Gasthof Klosterschmiede einkehren und Maultaschen essen! Ich habe vier verschiedene Sorten geschafft (die waren übrigens biberfrei).

Mehr Infos: www.kloster-maulbronn.de

2. Auf der Spur urzeitlicher Saurier in Holzmaden

Eine Zeitreise wert, weil: nirgendwo sonst auf der Welt so viele seltene Fossilien von Fisch- und Krokodilsauriern und anderen urzeitlichen Meeresbewohnern gefunden wurden wie hier

Wie weit reist du zurück? 180 Millionen Jahre

Urweltsteinbruch Holzmaden Fossilien Saurier

Einige Millionen Jährchen weiter in die Vergangenheit reist ihr im kleinen Ort Holzmaden am Fuße der Schwäbischen Alb, ca. 30 Minuten von Stuttgart. Kaum zu glauben, dass es damals in unseren Breiten tropisch warm war und große Teile Europas vom Jurameer bedeckt waren! Es war die Blütezeit der Saurier.

Eine der bekanntesten Fundstätten weltweit für Fossilien der verschiedenen urzeitlichen Meeresbewohner liegt im schwäbischen Örtchen Holzmaden bei Kirchheim, in dessen Schiefersteinbrüchen sie gefunden wurden (und immer noch gefunden werden): riesige Ichthyosaurier (Fischsaurier), bizarre Plesiosaurier (Reptilien mit winzigem Kopf und großen Flossen, die im Meer lebten), aber auch riesige Krokodile (ich bin mir sicher, diese Spezies wird auch uns Menschen noch locker überleben), Haie, Fische, Ammoniten und wunderschöne versteinerte Seelilien und Seeanemonen.

Saurier Fossilien Holzmaden

Plesiosaurier Skelett Fossil Holzmaden

Es ist zwar nicht Jurassic Park, aber einige der imposanten und bizarren Funde kann man im Museum des Urweltsteinbruchs Fischer bestaunen, bevor man sich mit Hammer und Meißel bewaffnet in dem kleinen Steinbruch hinterm Haus selber ran an den Schiefer macht. Ich gebe zu, erst hatte ich keine große Lust, doch dann setzte bei mir der Entdecker-Ehrgeiz ein. Ich MUSSTE so lange herumbuddeln, bis ich ein paar kleine Fossilienteile fand, vermutlich von Wasserpflanzen. Dauerte zum Glück auch gar nicht so lang! (Bestimmt wartet darunter irgendwo noch das Riesen-Fischsaurierskelett…)

Urweltsteinbruch Fischer Holzmaden Fossilien ausgraben

Nicht verpassen: Steine selber klopfen im Steinbruch und mit etwas Glück ein eigenes kleines Fossil-Souvenir finden!

Mehr Infos: www.urweltsteinbruch.de

3. Die ältesten Kunstwerke der Welt auf der Schwäbischen Alb

Eine Zeitreise wert, weil: ach, nur die ältesten Kunstwerke und Musikinstrumente der Menschheit.

Wie weit reist du zurück? 40.000 Jahre – in die Eiszeit

1-placetobw-august-tag2-1093Die Venus vom Hohle Fels, 40.000 Jahre alt. Bild: Chris Wesser, Sandbox Studio Photography

Es war eine archäologische Sensation: 2008 wurde bei Ausgrabungen in einer Karsthöhle am Fuße der Schwäbischen Alb eine Frauenfigur aus Mammutelfenbein gefunden. Die “Venus vom Hohle Fels” gilt als die älteste figürliche Darstellung der Menschheitsgeschichte und ist mit ihren 40.000 Jahren nochmal fast 10.000 Jahre älter als die berühmte “Venus von Willendorf” aus Österreich. Waren die geheimnisvollen Frauenfiguren Fruchtbarkeitssymbole? Abbilder einer Göttin? Ein Talisman?

Die nur wenige Zentimeter lange Venusfigur ist heute im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren bei Ulm zu bewundern – neben anderen Schätzen aus der Eiszeit, denn die Menschen, die damals in den Höhlen der Schwäbischen Alb lebten, schnitzten noch mehr Kunstwerke aus Mammutelfenbein: Tierfiguren und einen 40.000 Jahre alten Löwenmenschen, den man ebenfalls im Museum bestaunen kann.

Mein persönliches Highlight waren die Flöten: In den Höhlen wurden nämlich auch die ältesten Musikinstrumente der Menschheit gefunden – 35.000 Jahre alte Knochenflöten, z.B. aus Gänsegeierknochen. Wie sie vermutlich geklungen haben, kann man sich im Museum anhand der Melodien aus Repliken anhören.

Wie irre, dass aus diesen Flöten die älteste nachgewiesene Musik auf Erden stammt!

1-placetobw-august-tag2-1095Die ältesten Musikinstrumente der Menschheit. Bild: Chris Wesser, Sandbox Studio Photography

Nur einige Kilometer weiter bei Niederstotzingen (an der A7 zwischen Ulm und Heidenheim), könnt ihr eine dieser altsteinzeitlichen Höhlen betreten, aus der mehrere bedeutende Funde von Tierfiguren stammen: die Vogelherdhöhle. Im dazugehörigen Archäopark Vogelherd könnt ihr eine Mammut- und eine Löwenfigur aus Mammutelfenbein im Original bewundern – eine schöne Ergänzung zu den Kunstwerken aus dem Museum in Blaubeuren.

An verschiedenen Stationen im erst 2013 eröffneten Archäopark erfahrt ihr mehr über das Leben der Menschen während der Eiszeit und könnt selber einiges ausprobieren (z.B. Pferdefleischspieße (!) grillen, weil: “Mammut is aus.”).

Ich empfehle euch jedenfalls die Führungen: Mit unserem Archäo-Guide Ingeborg (ein schwäbisches Original mit Indiana Jones-Hut) hatten wir einen sehr spaßigen Nachmittag – inklusive Felle anprobieren, Feuer in der Jurte machen, mit Speeren auf Mammut-Attrappen werfen, mit Eiszeitmessern Leder(bikini) schnitzen und mehr!

Archäopark VogelherdSchon wieder eine kirgisische Jurte?? Nein, nur eiszeitliche Behausungen zuhause auf der Schwäbischen Alb! Ganz unten: Essen jagen. Kann ich (nicht).

Werkzeug Steinzeit Eiszeit Vogelherd

Archäopark Vogelherd Museum

Nicht verpassen: in Blaubeuren: den Blautopf (eine Quelle mit irrer türkisblaugrüner Farbe), das Kloster (mit der  Sporthalle in der Klosterkirche (!)), beim Archäopark Vogelherd: die alte Vogelherdhöhle.

Mehr Infos: www.urmu.de, www.archaeopark-vogelherd.de

Mehr Tipps für Kurztrips in Baden-Württemberg findet ihr in diesem Post und hier.

Habt ihr schon mal eine dieser Zeitreisen gemacht oder noch mehr Ausflugstipps für Baden-Württemberg? Schreibt in die Kommentare oder schickt sie mir!

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4 Kommentare

  • Neni sagt:

    Die Klosteranlage finde ich ja besonders interessant. 🙂

  • Andreas sagt:

    Hallo Susi,

    schöne Tipps aus Stuttgart und Umgebung hast du zusammengestellt. Interessant finde ich den Archäopark. Steinzeit zum Erleben ist toll. Familien mit Kinder werden begeistert sein was man alles mit einen Sinne erleben kann. Vor allem die Vogelherd Höhle, die Jurten, Homo sapiens, Steinzeit – Baukästen und Düfte von Wolf und Höhlenbären haben mich begeistert. Gruß Andreas

    • Susi sagt:

      Danke! Ja, ich fand den Archäopark sehr gut gemacht (man sieht halt in den eigentlichen Höhlen nichts mehr, daher ist es immer gut, wenn einem die Lebensweise irgendwie anders nahegebracht wird). Habe mich sehr an das Buch “Rulaman” aus meiner Kindheit erinnert gefühlt. 😉 Sehr beeindruckt haben mich auch die ältesten Musikinstrumente.

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