Lama-Trekking in Tirol

“Loriot, komm! Komm jetzt! Kooooommm….”

Es hat keinen Sinn. Loriot will nicht. Er reckt den Kopf mit den riesigen runden Kulleraugen nach oben, die langen Lauscher zucken angestrengt in verschiedene Richtungen. Er schnuppert, wittert irgendwas. “Eine Kuh!”, erklärt uns Barbara, unser Guide.

Eins wird mir jedenfalls nach den ersten Metern schon klar: Wenn das Lama beschließt, dass es jetzt stehen bleibt, dann bleiben auch wir stehen. So einfach ist das. Da hilft auch kein Gut-Zureden und an der Leine ziehen: Das Lama ist der Boss, und der Boss der hiesigen Lamas hier heißt Loriot.

Er ist der Anführer unserer Lama-Dreierbande, mit der wir heute in den Kitzbüheler Bergen in Tirol unterwegs sind. Er ist das größte Lama, das ich je gesehen habe (ich gestehe allerdings, dass ich noch nicht viele Lamas in meinem Leben gesehen habe), und er ist sicherlich auch die größte Diva im Rudel.

“Lama-Trekking – was’n das?”

Lama-Trekking – sowas hätte ich vielleicht irgendwo in Südamerika erwartet, doch sicherlich nicht in unseren Breiten. Ich war mir eigentlich auch gar nicht so sicher, was das überhaupt ist. Ich meine, reitet man auf denen? Oder was macht man mit den Lamas? Oder die mit einem? Spucken die nicht?? Als ich gehört habe, dass man auch in Österreich Lama-Trekking machen kann, war mir jedenfalls klar: Das klingt so abgefahren, das muss ich unbedingt ausprobieren.

Lama-Trekking wird in den Alpen jedenfalls immer beliebter. Doch warum ausgerechnet Lama-Trekking??

Es ist eine besondere Erfahrung, denn, hey, wer war denn schon mal Gassi mit einem Lama??

Es ist lustig, und ein bisschen verrückt.

Es ist definitiv unterhaltsamer als einfach “nur so” wandern.

Die Interaktion mit den Tieren macht Spaß und beruhigt.

Es ist unglaublich e-n-t-s-c-h-l-e-u-n-i-g-e-n-d.

Erstes Beschnuppern

Unsere Tour startet auf halber Höhe am Berg bei einem Hof, vor dem die Lamas bei unserer Ankunft bereits friedlich grasen wie Bergkühe und uns die beiden Lama-Guides Barbara und Sabine direkt in Empfang nehmen. Nach einem ersten neugierigen Beäugen und Beschnuppern bekommen wir eine kleine Einweisung: Wir sollen das Lama führen, aber nicht zu stark oder ruckartig an der Leine ziehen. Nicht hinter dem Lama laufen, es nicht am Kopf berühren (das mögen sie nicht), nicht erschrecken (Lamas sind Fluchttiere). “Aber am Hals streicheln, das mögen sie!” Ach so: Spucken tun sie wohl nur sehr selten, doch wenn, dann möchte man nicht in die Schusslinie geraten – die Lama-Spucke stinkt wohl bestialisch. (Heimlich hoffe ich natürlich, dass ich das trotzdem mal sehe).

Ruckzuck werden die drei Lama-Herren an einem extra für sie angefertigten Halfter angeleint und wir marschieren einfach los – allein oder zu zweit mit einem Lama an der Leine, die aussieht wie ein Seil mit Karabinerhaken. Es geht bergauf, zunächst noch auf einem kleinen Waldweg, dann weiter auf Wanderpfaden.

Gassi-Gehen für Fortgeschrittene

Schon nach den ersten Minuten stellt sich heraus: Lama-Trekking ist wandern mit Lamas – im Prinzip sowas wie Gassi-Gehen für Fortgeschrittene. Bei längeren Touren können sie als Lastentiere Gepäck tragen, reiten kann man auf ihnen jedoch nicht (allenfalls kleine Kinder unter 30 kg). Bei unserer 4h-Tour ist Gepäck tragen nicht wirklich nötig, daher führen wir die Lamas einfach hinter/neben/vor uns her (wer da wen führt, ist nicht immer ganz klar).

Seltsame, eigentümliche Kreaturen sind sie, die Lamas. Sie sind größer, als ich gedacht habe (nicht zu verwechseln mit den kleineren Alpakas!) und sehen aus wie irgendwas zwischen Kamel/Maultier und Wild/Huftier. Kuriose lange Hälse haben sie und ganz langes, dichtes Fell, das oft so lustig pudelmäßig weggeschoren wird. (Aus den Haaren kann man übrigens Wolle machen). Sie sind freundlich und erstaunlich sanftmütig – und dann plötzlich wieder so stur wie Esel.

Nach und nach stellt sich heraus, dass sie auch ganz unterschiedliche Charaktere haben: Da ist Loriot, der stolze Anführer des Rudels, der immer der Boss sein und vorauslaufen will. Da ist der gutmütige Simon und dann noch Ronaldo, der verspielteste, der auch mal plötzlich losrennt und am Liebsten in jedes Wasserloch steigt. Die Tiroler Bergblumen schmecken ihm natürlich auch besonders gut.

Bergblicke, Blumenwiesen und Hüttenschmankerl

Im schönsten Sonnenschein erreichen wir mittags unser Ziel: die Hütte Wildalpgatterl. Ich liebe ja diese urigen Berghütten, und wenn dann noch ein toller Ausblick und lecker-deftige Küche dazukommt – perfekt! Wir chillen in der Sonne, essen geniale Schlutzkrapfen und Spinatknödel mit zerlassener Butter und Parmesan, trinken Radler und bewundern die Aussicht. Die Lamas haben wir währenddessen einfach auf der Wiese vor der Hütte angebunden wie Pferde. Dort grasen sie friedlich und sorgen für lustige Reaktionen bei den anderen Wanderern.

Ich wäre gerne noch ein Weilchen dort oben geblieben und hätte eine längere Tour gemacht, doch am frühen Nachmittag heißt es für uns und die Lamas schon wieder absteigen in Richtung Lama-Hof. Dort angekommen, trinken wir erst mal noch ein Lama-Schnapserl auf den erfolgreichen Ausflug, wie es sich gehört.

Ich lasse mich künftig jedenfalls gern wieder von Lamas, Bergblicken und Hütteneinkehr entschleunigen!

Infos:

Abenteuer LAMA

Fieberbrunn (bei Kitzbühel)

www.abenteuer-lama.at

Vielen Dank an die Tourismusverbände Österreich, Tirol und Kitzbüheler Alpen für die Einladung, und an Abenteuer Lama für den tollen Tag!

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