Was ist eigentlich Abenteuer?

Einen Vulkan besteigen? Bis ans andere, eisige Ende der Welt reisen? Mitten in der Wildnis ohne Zelt übernachten, aus einem fliegenden Flugzeug springen? Sind das Abenteuer? Ja, natürlich. Spontan würde ich sagen, es sind wahrscheinlich die abenteuerlichsten Sachen, die ich gemacht habe.

Mich faszinieren Abenteuer und ich möchte noch viel mehr davon erleben. Ich möchte in die Wildnis Kanadas und Alaskas, ich möchte einmal im Leben den Himalaya sehen, ich möchte endlich meine verdammte Angst überwinden und im Ozean tauchen. Orte wie Tibet oder Grönland ziehen mich magisch an.

Und mich faszinieren Abenteurerinnen und Abenteurer.

Von den frühen Expeditionsreisenden (damals konnte man halt noch ‘echte’ Abenteuer erleben, gell) über Pionierinnen wie Nellie Bly (in 72 Tagen um die Welt) oder Clärenore Stinnes (Rennfahrerin und Weltumrunderin) bis zu Extrembergsteiger*innen und Weltumrunder*innen: In meinem Kopf sind all diese Reiseabenteuer, von denen mir andere Reisende erzählt haben und die ich in Blogs, Magazinen und Dokus entdeckt und verschlungen habe.

So habe ich immer wieder über das Thema Abenteuer nachgedacht.

Bei einer Reise nach Namibia hatte ich die Gelegenheit, beim Adventure Travel World Summit in Swakopmund vorbeizuschauen, einer Konferenz, bei der sich Anbieter von Abenteuerreisen aus der ganzen Welt treffen.

Und da fängt es ja schon an – was sind überhaupt „Abenteuerreisen“? So im Vergleich zu anderen Reisen?

Was sind überhaupt Abenteuer?

Darüber unterhielt ich mich in Namibia mit Manfred Häupl, Geschäftsführer des Reiseveranstalters Hauser Exkursionen. Wir befanden uns passenderweise bei einem Dinner mitten im „Moonlandscape Desert“ außerhalb von Swakopmund, fröstelnd und Rotwein trinkend inmitten lauter anderer „Abenteurer“, umgeben von Wüste und hohen Felswänden und Sternen und Lagerfeuern.

Die Essenz unseres sehr interessanten Gesprächs war, dass Abenteuer entgegen der gängigen Vorstellungen nicht zwingend etwas mit extremen Erfahrungen auf Reisen zu tun haben muss.

Man muss nicht Teil einer Expedition sein, man muss nicht Extrembergsteigen, die ganze Welt zu Fuß umrunden oder wochenlang allein in der Wildnis campieren, um Abenteuer zu erleben. Nein, man muss noch nicht mal bis in die entlegendsten Winkel der Welt reisen (man kann aber).

Abenteuer sind auch nicht nur bestimmten Menschen vorbehalten, die besonders wagemutig, zu körperlichen Höchstleistungen fähig, besonders krass drauf oder vielleicht einfach nur verrückt sind.

Ich denke, beim Thema Abenteuer geht es eher um etwas anderes. Um mehr.

Abenteuer passieren innen drin.

Adventure is a state of mind.

Es geht darum, etwas Neues zu wagen, das man noch nie gemacht hat. Um eine Herausforderung. Und darum, was das dann mit einem macht.

Es geht darum, die eigene Komfortzone zu verlassen.

Sich auf etwas Neues einzulassen, von dem man noch nicht weiß, wie es werden wird und was einen erwarten könnte. Etwas, das man noch nicht kennt, etwas, das einen überraschen könnte, das einem womöglich schwierig erscheint. Etwas, dessen Ausgang ungewiss ist, das man unter Umständen (bzw. ziemlich sicher) nicht kontrollieren kann.

Es geht um das Einlassen auf diese Erfahrung und auf das, was sie mit dir macht.

Darum, ob und wie sie dich herausfordert, dich bereichert, deinen Horizont erweitert, dich etwas lernen lässt, dich aus deinem Alltag ausbrechen lässt.

Oder, wie die liebe Gesa Neitzel es einst so treffend formulierte:

“Nichts lehrt uns mehr über uns selbst als ein gutes, altes Abenteuer. Wer die eigenen Grenzen überschreitet, kann nicht anders; wird sich verändern; wird frische, neue Fragen stellen; und wird lernen, lernen, lernen.”

Und das gibt es bereits direkt vor der eigenen Haustür.

Beim besagten Adventure Travel World Summit in Namibia hatte ich das Glück, einem Vortrag des wunderbaren Autors und Reiseschriftstellers Pico Iyer zum Thema Abenteuer lauschen zu dürfen, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist. Hier einige (wenn auch aus dem Kontext gerissene) Zitate, die sehr gut passen:

Adventure is about the empty spaces in your imagination.

  • “It’s not about what you do, but how you do it.”
  • “Adventure is not just about physical bearance. It’s emotional.”
  • “…going to places that are different from the places you know.”
  • “something that will always lie beyond your imagination, control”

It’s a voyage of discovery: not seeing new sights but looking with new eyes.

Und er sagte auch:

Natürlich haben wir Fernweh, natürlich träumen viele von uns von dem einen großen (Reise-)Abenteuer, das sie einmal erleben wollen – oder sogar von mehreren. Und das ist gut so. Doch wie so oft verhindern das die Alltagsumstände oder man steht sich selbst im Weg (und außerdem müssen auch nicht alle Träume Wirklichkeit werden, denn was wäre danach?).

Nein, um Abenteuer zu erleben, muss man gar nicht so weit reisen, so viel Zeit haben oder so viel Geld ausgeben.

(Kleine) Abenteuer sind überall!

Deshalb bin ich auch ein Fan von „Mikroabenteuern“, d.h. dem Konzept, dass man überall kleine Abenteuer erleben kann, auch vor der eigenen Haustür und in der wenigen verbleibenden Freizeit nach Feierabend. Ob man sich eine Landkarte schnappt und einen zufälligen Punkt in der Nähe auswählt, mal einen neuen Nachhauseweg durch ein neues Stadtviertel ausprobiert, raus aufs Land fährt und dort einfach mal unter den Sternen schläft:

Mikroabenteuer beginnen dort, wo deine Komfortzone endet.

Und das ist näher, als du denkst…

Was bedeutet „Abenteuer“ für Dich? Welche kleinen und großen Abenteuer hast Du zuletzt erlebt?

Hier findest du 15 Ideen für Mikroabenteuer vor der eigenen Haustür.

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