Kleine heile Welt in Hobbiton

Der Himmel ist blau mit ein paar perfekten Wattewölkchen, Schmetterlinge flattern, Blumen blühen, ab und zu durchbricht eine leichte Brise von den sanften grünen Hügeln die flirrende Nachmittagshitze.

Was klingt wie ein Klischee ist ein perfekter Hochsommertag wie aus einer anderen Welt, in der alles irgendwie ursprünglicher und sorgloser zu sein scheint, die einem aber trotzdem seltsam vertraut vorkommt.

Willkommen im Auenland!

Das Auenland befindet sich auf einer abgelegenen Schaffarm auf Neuseelands Nordinsel. Entdeckt wurde es von “Herr der Ringe”- und “The Hobbit”-Regisseur Peter Jackson vor fast 15 Jahren. Danach war für die Farmersfamilie Alexander nichts mehr, wie es vorher war: Die neuseeländische Armee rückte an. Mit Bulldozern und schwerem Gerät entstand die komplette Set-Infrastruktur. Hecken und sogar Bäume wurden hergekarrt und versetzt, bis er perfekt war, der Ort Hobbingen im Auenland.

Nach den Dreharbeiten zu “Herr der Ringe” wurde das Set teilweise wieder abgebaut – und für die Dreharbeiten zu “The Hobbit” wieder aufgebaut. Seitdem ist Hobbiton größer, besser, schöner und diesmal bleibt es auch so!

Man muss kein Herr der Ringe-Nerd sein wie ich, um dieses Filmset absolut beeindruckend zu finden.

In a hole in the ground there lived a hobbit. Not a nasty, dirty, wet hole, filled with the ends of worms and an oozy smell, nor yet a dry, bare, sandy hole with nothing in it to sit down on or to eat: it was a hobbit-hole, and that means comfort. – J.R.R. Tolkien, The Hobbit

Hobbiton ist vor allem eins: schön! Idyllisch. Ich hätte es mir ehrlich gesagt viel kleiner vorgestellt: ein Hügel mit ein paar wiederaufgebauten Hobbit-Höhlen drin, darunter Bag End, der Behausung von Bilbo und Frodo. Stattdessen bin ich hin und weg: So groß! So viele Höhlen! (Es müssen um die 20 sein, in zwei verschiedenen Maßstäben – menschengroß und hobbitklein).

Es gibt sogar die Partyeiche!!

Für mich ist Hobbiton wie ein großer Spielplatz, eine kleine heile Märchenwelt. Um sie ganz für mich allein zu haben, lasse ich mich mit Absicht hinter die Tourgruppe zurückfallen.

Ich bin happy. Und ich will nicht gehen… Ich will hier wohnen!!! Bitte, nur für eine kleine Weile…

Am meisten begeistern mich die vielen liebevollen Details, die das Ganze so echt wirken lassen: Hier ein Gemüsebeet, da ein Stuhl vor der Tür, Trinkbecher daneben, als sei der Hobbit-Bewohner grade nur mal eben reingegangen aufs Klo und gleich wieder zurück.

Die Werkzeuge sehen aus, als wären sie eben noch benutzt worden, die Hobbit-Wäsche flattert im Wind, der Wäschekorb steht noch daneben, Gemüse und Obst sind gerade frisch geerntet worden.  Gleich kommt Gandalf mit seinem Karren um die Ecke…

Do you remember the Shire, Mr. Frodo? It’ll be spring soon. And the orchards will be in blossom. And the birds will be nesting in the hazel thicket. And they’ll be sowing the summer barley in the lower fields… and eating the first of the strawberries with cream. Do you remember the taste of strawberries? – J.R.R. Tolkien, The Return of the King

Und dann ist da auf einmal Bag End, mit dem künstlich aufgebauten Baum auf dem Dach:

The Bagginses had lived in the neighbourhood of The Hill for time out of mind, and people considered them very respectable, not only because most of them were very rich, but also because they never had any adventures or did anything unexpected – J.R.R. Tolkien, The Hobbit

Das war aber noch nicht alles: Seit den Hobbit-Dreharbeiten gibt es auch wieder die Brücke mit der Mühle. Und seit Dezember 2012 sogar das Green Dragon Inn! Hier kann man am Ende der Tour einkehren und ein Original Southfarthing Ale oder einen Cider trinken!

How cool is that!?

Und während in meiner grau-weißen Welt draußen die Schneeflocken wirbeln, denke ich an diesen Tag zurück. An den perfekten Sommernachmittag im Auenland, dieser kleinen heilen Welt. Meinem “Happy Place”.

I feel that as long as the Shire lies behind, safe and comfortable, I shall find wandering more bearable: I shall know that somewhere there is a firm foothold, even if my feet cannot stand there again. – Frodo in The Fellowship of the Ring

Infos

Hinkommen: Das Auenland liegt auf einer Farm im Zentrum der Nordinsel von Neuseeland, ca. 15 Minuten vom Städtchen Matamata und ca. 40 Minuten von Rotorua entfernt. Hinkommen könnt Ihr mit dem Auto oder mit dem Shuttlebus bzw. einer Tour von Rotorua oder Matamata.

Reinkommen: Vom “Shire’s Rest”, einem Parkplatz mit Café und und Ticket Office, starten jede Stunde die Busse für die geführten “Movie Set Tours”, ohne die man das Set leider nicht besichtigen kann. (Ich fand die Tour übrigens viel zu kurz – es gab kaum Zeit, im Green Dragon Inn richtig einzukehren oder das Ganze einfach mal auf sich wirken zu lassen).

Die Guides erzählen allerdings viele Anekdoten zu den Dreharbeiten und haben z.T. damals selbst am Set mitgearbeitet. Der Eintrittspreis von 75 NZD p.P. ist zwar happig, aber es lohnt sich! Mehr Infos gibt’s hier.

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13 Kommentare

  • Max sagt:

    Toll, die heile Welt im Auenland. Die Häuser können also auch alle betreten werden?
    Und dann wird den Hobbits auch noch die Wäsche gemacht, brav.

    • Susi sagt:

      Nein, leider nicht… als ich Ende Februar da war, durfte man nur in die Hobbithöhle mit der roten Tür rein (dahinter ist allerdings nichts! Die Innenszenen müssen im Studio gedreht worden sein…) Ich hab auch schon Bilder direkt vor Bag End gesehen, das war bei uns aber leider auch abgesperrt. Schade! Es soll in der Nähe allerdings auch ein Hobbit Hotel geben, hab ich gehört 😉

  • Jessi sagt:

    Ich bin sprachlos! Das sieht wirklich alles so echt aus und du passt da mit deinem langen, wehenden Rock irgendwie perfekt rein in die Kulisse! 🙂
    Ich bin ja auch ein Fan von Herr der Ringe und trage sogar DEN Ring (allerdings in silber). Es wäre also wirklich ein Traum, einmal selbst ins Auenland zu reisen. Irgendwann…

    Liebe Grüße und danke für die tollen Bilder
    Jessi

    • Susi sagt:

      Danke Jessi! Ich hab mich als Hobbit erstaunlicherweise sehr wohl gefühlt 😉 Cool, dass Du auch Fan bist! Dann gibt’s in Neuseeland ja auch einiges für Dich zum Abklappern! Ich muss jetzt natürlich alle Filme auch nochmal anschauen 😉

  • Jenny sagt:

    Das hast du wirklich sehr schön beschrieben und fotografiert, ich mag die Idee mit den Zitaten sehr! Als wir während der Hobbit-Dreharbeiten da waren, durfte man noch nicht hinter die Tür gehen – und auch nichts anfassen, geschweige denn in den Pub rein. Es hilft wohl nichts, wir müssen schon wieder nach NZ… 🙂
    Wenn du noch mehr Drehorte sehen willst, dann schau mal in unserem Blog nach, wir haben die recht gründlich in vier Teilen aufgelistet.

    Übrigens: krass, wie welk und verbrannt die grünen Auenland-Hügel derzeit aussehen; hoffentlich gibts bald Regen…

    • Susi sagt:

      Danke Jenny, da hab ich ja ein gutes Timing gehabt, dass ich erst nach der Filmpremiere da war! Werd mal bei Euch schmökern 😉 Ja, die Gegend leidet wohl zimelich unter einer Dürre, deshalb sind die Hügel im Februar mehr braun als grün gewesen… Daher muss ich auch mal im Frühjahr nach Neuseeland, wenn alles knallegrün ist! 😉

  • Kasie sagt:

    Sehr toller Bericht!! Ich begebe mich selbst in 1 Jahr dorthin. Werde Neuseeland mit meiner Weltreise verknüpfen 🙂 PS: Es heißt ”Hobbingon” oder auch… The Shire 😉

    • Susi sagt:

      Hi Kasie, das kommt davon, wenn man LOTR immer nur auf englisch konsumiert und dann nen deutschen Blog schreibt 😉 Oh ja, Neuseeland ist eine tolle Station für eine Weltreise! Ich wünsch Dir eine geniale Zeit!

  • Hallo!
    Tolle Fotos, man könnte meinen, du hast im Film mitgespielt 😉 Wir sind bald in Neuseeland, dann ist dort Hauptsaison. Daher meine Frage: Wie viel war denn los in Hobbiton? Wie viele Gruppen werden gleichzeitig dort durchgeführt und wie groß ist so eine Gruppe?
    Viele Grüße
    Björn

    • Susi sagt:

      Hi Björn, danke, ich hätte SEHR gerne in dem Film mitgespielt! Als Hobbit, Ork, egal!!! 😀

      Ich war ja auch mitten im Feb zur Hochsaison da, aber der gesamte Trubel hielt sich ggü. anderen Ländern echt noch in Grenzen. Im Visitor Center in Hobbiton kauft man das Ticket und es wird einem dann ein “Slot” zugeteilt (man muss erst mal warten). Die Touren fahren glaube ich alle 30 Minuten ab, also so, dass immer nur eine Gruppe jeweils dort ist (man sieht die andere Gruppe teilweise noch kurz irgendwo). Das ist dann schon ein recht großer Bus mit ca. 30 Leuten und Guide und man wird meiner Meinung nach viel zu schnell durchgeschleust, aber weil ich eh so viele Fotos gemacht habe, bin ich hinter die Gruppe zurückgefallen und dann hatte ich Hobbiton fast für mich allein! 🙂

      Das Green Dragon Inn ganz am Schluss war für mich dann leider nur noch ein kurzes Vergnügen. (Ich hab sogar kurz überlegt, ob ich einfach heimlich dableiben, mich verstecken und nicht mit zurückfahren soll bzw. erst mit einer späteren Tour ;-))

      Trotz des Preises würde ich es euch unbedingt empfehlen! Ich wünsch Euch eine tolle Zeit!

  • Wolfgang sagt:

    Ein ganz feiner Bericht! Complimenti!

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